Rückzug ins private Idyll

Biedermeiervereine haben Konjunktur

  • Harald Lachmann
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Sie heißen Haynaer Strandverein, Biedermeier-Chor Mühlacker oder Biedermeierverein Offenburg und haben eine gemeinsame Passion: Sie lassen die scheinbar heilen Jahre zwischen 1815 und 1848 höchst authentisch wieder aufleben - eine Zeit, die die deutsche Geschichtsschreibung auch als Vormärz kennt

Sind sie altbacken oder trendig, Spießer oder Genießer? Zumindest Trendexperten attestieren den mittlerweile deutschen 43 Vereinen, deren Mitgliedern sich nach Feierabend in Biedermeierplüsch hüllen, ein gewisse Nähe zum Zeitgeist. Neue Bürgerlichkeit, Cocooning, Rückzug in private Lebensnischen: Bankencrashs, Politikverdrossenheit und virtuelle Hightech-Welten provozieren halt auch ihre Gegenentwürfe.

Strandverein mit Heimstatt

Dass sie sich ihre Vorbilder in einer Epoche suchen, die uns auf den Bildern eines Carl Spitzweg weltentrückt-idealisierend erscheint, liegt für Christoph Zwiener auf der Hand. Der Musiker, der in einem nordsächsischen Dorf bei Leipzig lebt, assoziiert die Biedermeierzeit nicht nur mit Attributen wie Gemütlichkeit und Sommerfrische, auch wenn er beides mag, sondern eher mit familiärer Eintracht, freundlichem Miteinander, Hausmusik, Naturverbundenheit oder Ebenmaß in Mode, Malerei und Literatur. »Zuvorkomme...


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