Spannende Pappdeckel

WETTSPIEL

  • Udo Bartsch
  • Lesedauer: 2 Min.

Selten fühlte man sich bei einem Spiel so wenig willkommen wie hier: Auf dem düsteren Cover ist nicht mal ein Name zu lesen; lediglich ein Totenschädel grinst da. »Skull & Roses« (Schädel und Rosen) nennt sich das seltsame Ding, das in Frankreich 2011 überraschend den Titel »Spiel des Jahres« gewann. Irgendwas scheint also dran zu sein.

Beim Auspacken folgt die nächste Überraschung: So wenig Material?! Ein Regelheft und für jeden Spieler vier große runde Pappscheiben, die auch als Bieruntersetzer dienen könnten. Das war’s. Ein bis aufs Äußerste reduziertes Bluffspiel, frei von Schnickschnack. Doch gerade solche Verknappung ist beim Spieleerfinden die hohe Kunst. Drei der Pappdeckel jedes Spielers zeigen auf der Unterseite eine Rose, der vierte einen Totenkopf. Abwechselnd legen die Spieler ihre Scheiben vor sich aus, die Motive bleiben verborgen. Wer an die Reihe kommt, darf wetten: Er sagt an, wie viele Deckel er umdrehen kann, ohne dabei einen Schädel zu erwischen. Andere Spieler dürfen die Wette überbieten. Wer sich am meisten zutraut, muss seine Vorhersage beweisen - und wer das zweimal schafft, gewinnt das Spiel.

Was sich da wenig weltbewegend anhört, spielt sich mit ausgebufften Schwindlern fetzig, hinterhältig und unterhaltsam.

Udo Bartsch

»Skull & Roses« von Hervé Marly, Verlag lui-meme, Vertrieb in Deutschland: Asmodee, für drei bis sechs Spieler ab 10 Jahre, ca. 16 Euro.

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