Islamische Welt in Aufruhr über Video
Ausschreitungen von Ägypten bis Jemen
Das Youtube-Video hat in den vergangenen Tagen gewaltsame Proteste in der islamischen Welt mit bislang acht Toten ausgelöst, auch USA-Botschafter Chris Stevens in Libyen wurde ermordet. In den auf Youtube veröffentlichten Sequenzen von »Innocence of Muslims« (»Unschuld der Muslime«) wird der Prophet als Mörder, Kinderschänder und Frauenheld dargestellt.
Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi erklärte Proteste gegen den am Dienstag bei Youtube veröffentlichten Film für legitim. Sie müssten aber friedlich bleiben. Bei den Krawallen in Kairo wurden seit Dienstagabend 40 Demonstranten festgenommen.
Arabische Christen fürchten eine Welle von Gewalt und Diskriminierung. Der irakische Erzbischof Louis Sako sagte der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Kirkuk: »Wir hoffen sehr, dass alle friedlich reagieren. Denn so gibt man denjenigen, die andere beleidigen, nicht die Möglichkeit, Konflikte zwischen den Religionsgruppen zu schüren.« Laut USA-Medien gibt es Hinweise darauf, dass ein koptischer Christ an der Filmproduktion beteiligt war.
In Jemens Hauptstadt Sanaa versammelten sich auch am Freitag etwa 500 Meter von der Botschaft entfernt Demonstranten. Sie forderten die Ausweisung des Gesandten der USA und verbrannten die US-Flagge. Am Donnerstag waren vier Menschen bei Protesten vor der Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt getötet worden.
In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka versammelten sich vor der größten Moschee des Landes, der Baitul-Mokarram-Moschee, etwa 10 000 Demonstranten. Sie verbrannten israelische und US-Flaggen und riefen Parolen wie »Wir werden keine Beleidigungen unseres Propheten hinnehmen« oder »Zerschmettert die schwarzen Hände der Juden«.
Die religiöse Führung Irans verlangte von den USA, die Macher des Schmähvideos zu bestrafen. »Wenn US-amerikanische Politiker es ehrlich meinen mit ihrer Behauptung, nichts mit diesem Film zu tun zu haben, dann müssen sie diejenigen bestrafen, die für dieses schwere, abstoßende Verbrechen verantwortlich sind«, forderte Ajatollah Ali Chamenei nach Berichten staatlicher Medien vom Freitag.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan kritisierte die gewaltsamen Angriffe auf diplomatische Vertretungen. »Es handelt sich um eine ernste Provokation, eine schlimme Aufwiegelung«, zitierten türkische Medien den Regierungschef. »Aber die Beleidigung der Religion kann keine Rechtfertigung für Angriffe auf Menschen sein.«
Neben der deutschen Botschaft wurde in Khartum auch die britische Botschaft attackiert. Anschließend zogen mehrere hundert Demonstranten zur Botschaft der USA in der sudanesischen Hauptstadt. Nach Informationen des Nachrichtensenders Al-Arabija wurde ein Demonstrant getötet, als Sicherheitskräfte mit Tränengas auf die Menschenmenge vor der US-Mission in Khartum feuerte. Auch ein Kameramann von Al-Arabija sei verletzt worden.
Kurz vor den Ausschreitungen war Papst Benedikt XVI. in der libanesischen Hauptstadt Beirut eingetroffen. Die Demonstranten in Tripoli riefen nach Berichten von Augenzeugen: »Wir wollen den Papst nicht« und »Keine Beleidigungen mehr«.
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