Plattenbau

  • Knut Henkel
  • Lesedauer: 3 Min.

»Tata Ku Matadi« ist eine dieser sanften, souligen Hymnen, die sich in den Gehörgängen festsetzen und dort nachklingen. Dafür sorgt die weiche Stimme von Waldemar Bastos. Der Sänger und Gitarrist hat nicht nur Stimme; er hat auch das Händchen für eingängige Melodien, die hoffnungsvoll und zugleich nachdenklich stimmen. Und auf »Classics of my Soul«, der neuen CD, finden sich reichlich davon. Sieben Jahre hat sich der wohl populärste Sänger Angolas Zeit gelassen mit dem Gang ins Studio.

Es gab schlicht wichtigeres, denn Waldemar Bastos ist schließlich nach vielen Jahren des Exils zurückgekehrt in Angolas Hauptstadt Luanda. »Zurück zu meinen Wurzeln, zu alten Freunden - und so ist das neue Album auch ein Stück weit meine eigene Wiedergeburt in Angola«, so der sympathische Mann mit der einfühlsamen Stimme. Eine Stimme, die er für den Frieden, für Versöhnung und für ein geeintes Angola erhebt. »Musik ist ein Teil unserer Identität und Teil der Seele Angolas. Die ist immer noch verletzt, aber sie ist auf dem Weg der Besserung«, erklärt Bastos.

Der 58-jährige Sänger wird in Angola generationenübergreifend verehrt. Die Jungen kommen, laden ihn ein, wollen seinen Rat. Die Älteren respektieren ihn für seine Haltung während der langen Jahre des Bürgerkriegs - als nimmermüden Mahner für das Gemeinsame und gegen das Trennende.

Daran hat sich auch mit dem neuen Album mit dem etwas unglücklichen Titel »Classics of my Soul« nichts geändert. Waldemar Bastos ist ein Mahner im besten Sinne und hat sich ganz nebenbei noch einen alten Traum erfüllt. Schon lange wollte der Sänger und Gitarrist mal mit einem großen Orchester auftreten. Mit dem London Symphony Orchestra, das den Mann aus N’Banza Congo bei vier Stücken unterstützt, ist das nun gelungen. So sorgen die Violinen bei »M’biri M’biri« für eine melancholische Tiefe, die dem Stück in Luanda schon viele Fans beschert hat.

Neben dem Orchester hat Bastos mit Keiko Matsui am Piano und Derek Nakamoto an den Reglern weitere namhafte Unterstützer geholt. Nakamoto gehört zu den besten Studiomusikern und Produzenten der Branche, lebt in Hawaii, während die Kollegin aus Japan zu den aufstrebenden Jazz-Pianisten zählt. Beide sorgen dafür, dass sich die Matrix der Stücke von Bastos etwas erweitert, dass traditionelle Lieder wie »N’Duva« einen speziellen Touch bekommen. Das gefällt dem Botschafter eines anderen, eines friedlichen Angolas.

Knut Henkel

Waldemar Bastos: Classics of my Soul (Enja/Indigo)

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