Hexenwahn im Stadtarchiv
Im schwäbischen Nördlingen blieben Protokolle aus Inquisitionsprozessen erhalten - ein dunkles Kapitel Stadtgeschichte
Teufelsglaube, Daumenschrauben, falsche Geständnisse: Im schwäbischen Nördlingen wacht der Stadtarchivar über Verhörprotokolle von Hexenprozessen aus dem 16. Jahrhundert. Es sind Zeugnisse einer gesellschaftlichen Tragödie.
Nördlingen. Ehrfürchtig streicht Stadtarchivar Wilfried Sponsel über das angegilbte Papier. Nur selten nimmt er die historischen Dokumente aus ihren Kartons. Die unscheinbaren Pappkisten lassen nicht erahnen, welcher Schatz im engen Magazin des Stadtarchivs in Nördlingen verborgen liegt. Zu viel Licht könnte den losen, mit Tinte beschriebenen Blättern schaden. An manchen Stellen ist die Schrift über die Jahrhunderte verblasst, doch das meiste ist lesbar. Es sind Verhörprotokolle aus einem dunklen Kapitel der kleinen Stadt am Rande der schwäbischen Alb - sie stammen aus der Zeit der Hexenverfolgungen im 16. Jahrhundert.
Sponsel steht im Leseraum des Stadtarchivs, der an ein vollgestopftes Wohnzimmer erinnert. An den Wänden Regale mit unzähligen Büchern, davor ein wuchtiger Schreibtisch. Zwei- bis dreimal im Jahr kommen Interessierte vorbei und wollen die Verhörprotokolle einsehen - meist Studentinnen, Schülerinnen oder Wissenschaftl...
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