Zocken bis zum Selbstmord

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(dpa). Die Zahl der Berliner Spielhallen ist trotz einer Gesetzesverschärfung vor mehr als einem Jahr weiter angestiegen. Nach den aktuellen Zahlen der Senatswirtschaftsverwaltung gibt es in der Hauptstadt 571 Casinos - rund 50 mehr als Ende 2010. Die Zahl der dort aufgestellten Gewinnspiel-Automaten stieg im gleichen Zeitraum von 4783 auf 5319. Rund 37 000 Menschen gelten in Berlin als spielsüchtig, darunter viele junge Migranten. Am Dienstag will Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) gemeinsam mit der Fachstelle für Suchtprävention auf dem Neuköllner Hermannplatz über Glücksspielsucht informieren.

»Die Sucht nach Glücksspiel ist ebenso gefährlich wie die nach Alkohol, Zigaretten und chemisch hergestellten oder harten Drogen«, sagte Czaja. Berlin habe eine Vorreiterrolle im Kampf gegen das Glücksspiel übernommen, doch Gesetze reichten allein nicht aus. »Es gilt vor allem, Kinder und Jugendliche zu schützen«, ergänzte Czaja. Betroffene sollten nicht im Stich gelassen werden.

Glücksspielsucht trifft vor allem Männer. Besonders häufig verlieren junge Migranten die Kontrolle über ihre Spielleidenschaft. Folgen sind häufig zerstörte Familien, Arbeitslosigkeit und hohe Schulden. Die Selbstmordrate unter langjährigen Spielsüchtigen ist hoch. Nur rund die Hälfte schafft es, sich wieder aus der Abhängigkeit zu lösen. Eine der wenigen professionellen Beratungs- und Betreuungsstellen für Glücksspielsüchtige ist das »Café Beispiellos« der Caritas in Kreuzberg.

Spielhallen finden sich besonders häufig in sozial schwachen Kiezen wie zum Beispiel in Teilen von Neukölln und Wedding. Doch auch Gaststätten und Wettannahmestellen der konzessionierten Buchmacher dürfen Gewinnspiel-Automaten aufstellen. Ende 2011 waren das zusätzlich rund 6400 Geräte. Sicht Seite 11

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