Vermittlerin

Elisabeth Decrey Warner erhält den Hessischen Friedenspreis

  • Marc Engelhardt
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn Elisabeth Decrey Warner einen freien Moment hat, dann genießt sie Spaziergänge am Ufer des Genfer Sees. Doch solche Momente sind rar gesät: Die Gründerin und Präsidentin des Vereins Appel de Genève (Genfer Aufruf) ist meistens irgendwo in der Welt unterwegs, um das Gespräch mit schwer bewaffneten Rebellen, unberechenbaren Milizen oder skrupellosen Warlords zu führen. Dabei geht es der Schweizerin immer nur um eins: die Kriegsakteure davon zu überzeugen, sich in ihrem Kampf gegen Regierungen an humanitäre Grundsätze zu halten. Der Verzicht auf Landminen gehört ebenfalls dazu wie der Verzicht auf die Rekrutierung von Kindersoldaten und auf den Einsatz von sexueller Gewalt als Mittel der Kriegsführung. Mehr als 40 Rebellengruppen, Separatistenbewegungen und Privatmilizen haben bereits entsprechende Verpflichtungen unterzeichnet - bisher wurden sie nur einmal gebrochen. Mit ihrer Arbeit ergänzt Decrey Warner die der UNO, die mit ihren Beschlüssen nur staatliche Akteure erreicht.

Gestern wurde Decrey Warner für ihre Arbeit mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet. Als sie den Genfer Aufruf im März 2000 aus der Taufe hob, hätte sie davon nicht zu träumen gewagt. »Damals hat uns jeder für verrückt gehalten«, erinnert sie sich. Kein Wunder: Fotos zeigen sie in Krisen- und Kriegsgebieten im Gespräch mit bis an die Zähne bewaffneten Männern. Gefahr ist Teil ihres Geschäfts, ebenso wie Undankbarkeit. In die Türkei darf Decrey Warner nicht mehr einreisen, weil sie auch mit der Kurdenbewegung PKK Gespräche führt. Immerhin ist der Genfer Aufruf inzwischen offiziell anerkannt, auch von den Vereinten Nationen.

Die gelernte Physiotherapeutin engagiert sich schon seit Jahrzehnten. Sie setzte sich für Flüchtlinge, schärfere Rüstungskontrollen und das Verbot von Landminen ein, während sie sich zeitgleich im Genfer Kantonsparlament um regionale Probleme kümmerte. Originalität, Wagemut und Beharrlichkeit bescheinigt Laudator Thomas Gebauer der Genferin.

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