nd-aktuell.de / 17.12.2002 / Sport

Dynamo Dresden: Trauriger, deutscher Randale-Rekord

Straßenschlacht mit 2700 Fans - Vereinsführung: Distanzierung ohne Konsequenzen

Mark Stralau
Zum Regionalligaspiel Dynamo Dresden gegen den Chemnitzer FC (2:1) waren am Sonnabend 7300 Zuschauer gekommen. Davon beteiligten sich anschließend auf Straßen und Plätzen laut Polizeiangaben etwa 2700 an einer Randale, nämlich 1200 Chemnitzer Gäste-Fans plus 1500 Gastgeber-Fans. Das waren somit gut ein Drittel aller Stadion-Besucher - was einem neuen, traurigen deutschen Rekord gleich kommt. Vor ein paar Wochen hatte man den Ost-Klassiker Dynamo Dresden - Chemnitzer FC (zu DDR-Zeiten: FC Karl-Marx-Stadt) noch wegen zu wenig einsatzbereiter Polizeikräfte absagen müssen. Diesmal wurden 500 Beamte eingesetzt, die dann acht Randalierer vorläufig festnahmen. Auf allen Seiten gab es Verletzte. Zwar nicht ganz so viel wie Anfang September bei Krawallen nach dem Stadtderby Dresdner SC - Dynamo Dresden - da waren es insgesamt rund 100 -, aber hier waren auch nur 120 Polizisten vor Ort, um das Schlimmste zu verhindern. Schuldzuweisungen nach derartigen Vorfällen sind stets heikel. Verantwortungen lassen sich einfacher ausmachen. Da steht eindeutig der Verein in der Pflicht, denn die Randalierer kamen aus dem Stadion und nicht aus heiterem Himmel. Es verwundert deshalb im höchsten Maße, dass sich Dynamo Dresden öffentlich lediglich von den Hooligans distanziert und nicht endlich auch ein schlüssiges Anti-Gewaltkonzept ankündigt. Noch am Freitagabend erging man sich bei der Präsidiums-Neuwahl in hoch tönenden Absichtserklärungen, einerseits neue Sponsoren gewinnen und andererseits Fans stärker in das Vereinsleben einbeziehen zu wollen. Doch neue Sponsoren dürften für ein solch chaotisches Umfeld kaum zu aquirieren sein. Sozialpädagogische Arbeit bei Dynamo Dresden ist somit nach einem erneuten Einnahmeminus von rund eine Million Euro in diesem Jahr eine Frage wirtschaftlichen Überlebens. Mit vernünftigen Forums-Beiträgen auf der vereinseigenen Internet-Seite (»Traurig, was da unter dem Gütesiegel Dynamo alles passiert! - Es kann einfach nicht sein, dass es im Deutschland des Jahres 2002 eine Stadt gibt, wo Gästefans unter Beifall und Gejohle durch die Stadt gejagt und zum Freiwild für alle die erklärt werden.«) wird es nicht getan sein.