Im Traumjob

Gunter Pleuger

  • Lesedauer: 2 Min.
Der deutsche UN-Botschafter vertritt die Bundesrepublik für zwei Jahre im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.
Der Mann kann sehr ironisch sein, aber nie ist sein Witz verletzend, auch nicht, wenn er den Chirac gibt, und das macht er sehr gut. Gunter Pleuger, der die französische Lebensweise liebt und einst an der Pariser Ecole Nationale d'Administrationstudierte, ist ein großer Kommunikator, der nicht ohne Grund einmal das Referat Öffentlichkeitsarbeit und den Personalrat im Auswärtigen Amt leitete. Wenn er mit verschmitztem Lächeln und sanftem Schulterdruck seinen Gesprächspartner für sich einnimmt, dann hat das schon Clintonschen Charme. Ob das dem 61-Jährigen als Berliner UNO-Botschafter bei der wohl schwierigsten Mission seiner Karriere hilft, bleibt abzuwarten. Der gebürtige Wismarer, der ursprünglich Journalist werden wollte, ist zu seinen diplomatischen Wurzeln zurückgekehrt. 1970, ein Jahr nach Eintritt ins Auswärtige Amt, hieß seine erste Station New York, das kleine BRD-Beobachterbüro bei den Vereinten Nationen. Heute wird der promovierte Jurist im Ministerium »UN-Papst« genannt. Zugleich ist Pleuger überzeugter Europäer und will die Stimmen der nun vier EU-Staaten im Sicherheitsrat bündeln. Als deutscher Verhandlungsführer bei der Regierungskonferenz zum misslungenen Nizza-Vertrag weiß er aber auch, wie schwer das ist. Doch Pleuger gilt als Fischers bester Mann. Der Aufstieg des Hobby-Piloten in den letzten vier Jahren war rasant. Er profilierte sich als Politischer Direktor, Vordenker und »Hauswesir« in der Zentrale am Werderschen Markt - aus seiner Feder stammt »Die Reforminitiative des Auswärtigen Amts: Aufbruch in die Diplomatie des 21. Jahrhunderts«. Fisherman's Friend wurde zu einer Art Generalstaatssekretär. Er redet seinem Chef allerdings durchaus nicht nach dem Munde, wie man hört. Mecklenburger seien ursprünglich auch streitlustige »Tataren«, so seine Erklärung. Pleuger plädierte nach der Wiedervereinigung vehement für einen ständigen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Nicht immer nur meckern, sondern mitreden, das ist seine Marschroute auch für die zeitweilige Mitgliedschaft. Doch nun droht Krieg, und sein Minister rudert nach dem Nein im Wahlkampf in Sachen Irak gerade zurück. Auch das muss Pleuger überzeugend verkaufen - wahrscheinlich sogar im Februar, wenn er dem höchsten UNO-Gremium vorsitzt. Präsident des Weltsicherheitsrates, das war sein Traumjob. Er könnte zum Alptraum werden. Mattes Dellbrück
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