Fabrikhistorie in Moabit

Nirgends in Berlin »prallten die Gegensätze zwischen Obrigkeit und Volk, zwischen Fabrikherren und Arbeitern so hart aufeinander wie in Moabit«. So erläutert Michael Voigtländer vom Führungsnetz des Museumspädagogischen Dienstes. Von dem größten Unternehmer des Deutschen Reichs von 1850, vom Berliner »Lokkönig« August Borsig, finden sich kaum noch Spuren in diesem Stadtteil. Das zeigt deutlich die Führung »Moabit- Im Schatten der Fabriken«. Wo einst über 50000 Lokomotiven an den Ufern der Spree, zwischen der heutigen Strom- und Elberfelderstraße gebaut wurden, stehen heute Wohnhäuser. Auch der einstige Standort von Borsigs prächtiger Villa nebst Park liegt im Verborgenen. Im Hinterhof des Hauses Stromstraße 67 findet sich der von Lenné gestaltete Park, der heute nur den Anwohnern offen steht. Borsig immerhin gestattete zweimal in der Woche den freien Zugang. Doch nicht alle Zeugnisse einstiger Industrie sind verschwunden. Ein Teil der riesigen Meierei von Carl Bolle steht vis a vis des Bundesinnenministeriums. Und wie die lockere Bebauung zwischen Spree und der Straße Alt-Moabit mal ausgesehen haben mag, davon kündet das letzte Haus seiner Art an der Zinzendorfstraße. Unweit von ihm befindet sich das stillgelegte Pumpwerk und gegenüber in der Gotzkowskistraße das Gebäude der ehemaligen Adress-Maschinen Firma »Adrema«, in deren Haupthaus und Gewerbehof nun ein Hotel Platz gefunden hat. In der Nachbarschaft zur einstigen Fabrik von Ludwig Loewe (Nähmaschinen und Waffen) in der Huttenstraße steht die Ikone des modernen Industriebaus, die Turbinenhalle von Peter Behrens. 1909 für die AEG gebaut, beeindruckt sie durch ihre nüchterne Fassade, ihre gewaltigen Stahlträger und durch immense Länge. Ein wahres Kleinod ist der noch erhaltene kleine Pferdebusbahnhof im Hinterhof der Waldstraße 55. Sein größerer Bruder, der letzte riesige Pferdeomnibusbahnhof Berlins in der Waldenserstraße, liegt auf dem Weg zu einer der übrig gebliebenen vier Markthallen der Stadt: Die Arminush...

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