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Nach Raketenbeschuß Israels droht ein Flächenbrand

  • Lesedauer: 3 Min.

Bagdad/Tel Aviv (ADN/AFP/Reuter/ND). Mit dem irakischen Raketenangriff auf Tel Aviv und Haifa in der Nacht zum Freitag ist der Golf krieg an seinem zweiten Tag in eine neue Phase eingetreten. Israel wurde damit praktisch in den Krieg hineingezogen, was eine kaum zu kalkulierende Eskalation mit sich bringen kann.

Eine solche Wende liegt durchaus im Interesse der Strategen in Tel Aviv. Nach mehrstündigen Debatten hat das Kabinett am Freitag dem USA-Druck nachgegeben und will – „vorerst“ – auf einen Gegehschlag verzichten. Präsident Bush hat Israel für die Zurückhaltung gedankt und einen „angemessenen“ Vergeltungsschlag versprochen. Am Freitagabend wurde erneut Alarm gegeben, der sich jedoch als Fehlalarm erwies.

Syrien hat am Freitag seine Haltung zum Golfkrieg präzisiert und macht nunmehr seine Reaktion auf mögliche israelische Angriffe gegen Irak und Jordanien davon ab-

hängig, wer den ersten Schlag führt. Am selben Tag hatte sich das jordanische Parlament einmütig an die Seite Iraks gestellt. Es appellierte an die moslemischen Länder, sich aus der multinationalen Streitmacht zurückzuziehen.

Nachdem das Parlament in Ankara die Erlaubnis erteilt hat, die inzwischen mit AWACS-Aufklärungsflugzeugen verstärkten türkischen Basen für Aktionen gegen Irak zu nutzen, ist nunmehr auch eine Verwicklung der NATO – und damit Deutschlands – nicht mehr auszuschließen. Am Freitagabend wurde in Washington offiziell bestätigt, daß von den türkischen Stützpunkten auch Angriffe gegen Irak geflogen werden.

Der erste Tag der Operation „Wüstensturm“ hat die USA nach Angaben von Finanzexperten mindestens 500 Millionen Dollar (etwa 750 Millionen Mark) gekostet. Wie das Pentagon mitteilte, wurden mehr als hundert Cruise Missiles vom Typ Tomahawk abgefeuert. Jeder dieser Marschflugkörper ko-

stet rund 1,3 Millionen Dollar. Die „Phönix“-Raketen, mit denen die US-Kampfflugzeuge bestückt sind, kosten rund 800 000 Dollar pro Stück, und die HARM-Raketen, die zur Zerstörung irakischer Radaranlagen eingesetzt wurden, rund 270 000 Dollar je Rakete.

Eine bisherige Bilanz des Krieges zog am Freitag General Norman Schwarzkopf, Befehlshaber der US-Streitkräfte am Golf. Vor der Presse in Dhahran teilte er laut AP mit, daß täglich rund 2 000 Einsätze geflogen würden. Bisher hätten die Verbündeten insgesamt sieben Flugzeuge verloren. Im Golf seien drei irakische Kriegsschiffe versenkt worden. Generalleutnant Charles Horner, Kommandeur der US-Luftwaffe am Golf, teilte mit, amerikanische Piloten hätten bisher acht irakische Flugzeuge abgeschossen.

Offiziellen Angaben zufolge sind bisher mehr als 100 Menschen bei der Bombardierung Bagdads ums Leben gekommen. Militärische Einrichtungen und Regierungsin-

stitutionen sind zu einem beträchtlichen Teil zerstört.

Ungeachtet dessen sei die Entscheidung zu einer langwierigen Schlacht zur Befreiung Saudi-Arabiens und Palästinas endgültig, behauptete Radio Bagdad am Freitag. Der irakische Parlamentspräsident Saadi Mehdi Saleh teilte mit, daß „Hunderttausende von Waffen an die Bevölkerung in Bagdad verteilt wurden, um sie an den Kämpfen gegen die alliierten Streitmächte zu beteiligen“.

Nach einem CNN-Bericht rückten Bodentruppen der Alliierten in Saudi-Arabien in die endgültigen Stellungen vor, aus denen der Angriff zur Rückeroberung Kuweits beginnen soll. Eine solche Offensive wird jedoch erst erwartet, wenn die irakischen Abwehrkräfte durch den pausenlosen Luftkrieg entscheidend geschwächt sind. Flugzeuge der multinationalen Streitmacht waren am Freitag auf weit stärkere Gegenwehr gestoßen als am Vortag.

(Siehe Seiten 3 und 4)

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