Eskalation
Obwohl der Raketenüberfall Iraks auf Israel zum Glück keine verheerenden Schäden angerichtet hat, zieht damit die Eskalationsschraube im Golfkrieg um mindestens eine Umdrehung an. Nicht nur, weil die Amerikaner damit einen Vorwand haben, zur Vergeltung Irak noch intensiver zu bombardieren. Sondern auch dadurch, daß Israels Generalstabschef erklärt, daß der Angriff nicht ohne Gegenschlag bleibt. Was wohl für bare Münze zu nehmen ist.
Nur: Die Gegenattacke – ob mit Raketen oder von der Luftwaffe vorgetragen – müßte mit größter Wahrscheinlichkeit über jordanisches oder syrisches Gebiet hinweg erfolgen. Ob sich das aber die beiden arabischen Staaten vom „zionistischen Feind“ bieten lassen? Ihre Armeen jedenfalls befinden sich schon in höchster Alarm-
bereitschaft. Es bedarf lediglich eines Funkens. Zumal die palästinensische Bevölkerungsmehrheit in Jordanien ohnehin längst für Saddam Partei ergriffen hat und nur darauf wartet loszustürmen.
Die Gefahr also ist riesengroß, daß aus dem bewaffneten Konflikt am Golf ein Flächenbrand wird, der sich bis zum Mittelmeer ausbreitet und'den keiner mehr zu be- ' herrschen vermag. Und wer weiß, wen und was sonst noch das Feuer verzehren wird.
Die internationale Gemeinschaft muß sich in diesem Zusammenhang den Vorwurf gefallen lassen, jahrzehntelang keine entschiedenen Schritte zur Beilegung des arabischisraelischen Konflikts getan zu haben. Die Palästina-Frage ist nach wie vor ungelöst. Jetzt präsentiert Saddam die Rechnung auf seine Weise. Es zeigt sich, daß das zentrale Nahostproblem dringlichst auf den Konferenztisch gehört.
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