nd-aktuell.de / 19.01.1991 / Wissen / Seite 12

Tiefseefisch

(ND). Ein 30 cm langen Fisch, dessen Art in der Nähe der bis zu 350° C heißen Tiefseequellen vorkommt, konnte mit dem amerikanischen Tiefseetauchboot „Alvin“ gefangen werden. Die Existenz dieser Art ist seit langem bekannt. Wissenschaftler vermuteten, daß es sich um eine stammesgeschichtlich altertümliche Art handeln müsse, daß es vielleicht sogar ein paläozoischer Urknochenfisch sein könnte, der sich von Bakterien oder anderen Mikroorganismen ernährt. Zu ihrer gro-ßen Verwunderung mußten sie nunmehr feststellen, daß es sich um einen Fisch aus einer stammesgeschichtlich jungen Gruppe handelt, der keinerlei organische Spezialisierungen aufweist. Der Fisch verfüge lediglich über eine außerordentlich große Anpassungsfähigkeit. Außerdem scheint er mit gro-ßer Wahrscheinlichkeit kanibalisch zu leben. Das an die Oberfläche gebrachte Weibchen hatte 4900 Fischlarven in seinen Ovarien. Das lasse vermuten, heißt es in einem Bericht der Zeitschrift „Deep-Sea Research“ (Bd. 37, S. 267), daß die meisten Larven und Jungfische im Magen der Eltern und anderer Artgenossen enden. Mit der näheren Kenntnis über diese Fische sei ein wissenschaftliches Phantasiegebäude zusammengebrochen.