nd-aktuell.de / 25.02.1991 / Sport / Seite 11

Skijäger schürften viermal Gold, einmal Silber und Bronze in Lahti

Lahti (sid/ND). Mit goldener Beute und insgesamt vier Titeln kehren die deutschen Skrjäger von den 28. Biathlon-Weltmeisterschaften aus Lahti zurück. Damit haben sie den alpinen und nordischen Wintersportlern bei ihren WM-Auftritten in Saalbach und Väl die Fiemme eindeutig den Rang abgelaufen. Insgesamt viermal Gold, einmal Silber und einmal Bronze machten den DSV zum erfolgreichsten Verband in Finnland. Den „Goldrausch“ der deutschen Biathleten setzte zum Abschluß der 20 Jahre alte Mark Kirchner fort. Der Oberhofer zeigte Nervenstärke und siegte über 20 km bei den Männern. Der Thüringer wurde nach den Erfolgen über 10 km und in der Staffel damit zum dritten Dreifach-Weltmeister in der Biathlon-Geschichte nach Waleri Medwedzew 1986 und Frank-Peter Roetsch (Zinnwald) 1987. Silber ging an den Alexander Popow (UdSSR) mit 27,6 Sekunden Rückstand. Den dritten Platz belegte der norwegische Ex-Weltmeister Eirik Kvalfoss, der 32,6 Sekunden mehr als Kirchner benötigte.

Doppel-Olympiasieger Frank-Peter Roetsch aus Zinnwald kam auf den siebten Rang. Sein Klubkollege Andre Sehmisch erreichte Platz elf und Fritz Fischer aus Ruhpolding wurde 13. Die deutschen Biathleten feierten damit ein hervorragendes Mannschafts-Ergebnis.

Am Morgen hatte Petra Schaaf aus Willingen den Titel über 15 km bei den Frauen geholt. Die WM-Titelträgerin von 1988 und 1989 verwies in 55:14,9 Minuten die 7,5-Weltmeisterin Grete Ingeborg Nykkelmo aus Norwegen und Iva Schkodrewa aus Bulgarien auf die weiteren Medaillenränge. Im Vorjahr hatte sie über 15 km die Bronzemedaille errungen. Uschi Disl verzeichnete leider drei Strafminuten, sonst hätte auch sie Chancen gehabt. Eine glänzende Laufleistung zeigte Antje Misersky, die allerdings sechsmal das Ziel verfehlte. Sie war beispielsweise fast die gleiche Laufzeit wie Petra Schaaf gelaufen, die sich schon von Beginn an im Feld der 49 Starterinnen absetzen konnte. Allerdings schoß Petra Schaaf fehlerfrei. Dies waren die Garanten für den WM-Triumph.

Ohne Medaille blieben überraschend die sieggewohnten UdSSR-Athletinnen. Vize-Weltmeisterin Swetlana Golowina mußte sich mit dem undankbaren vierten Rang zufrieden geben. 15-km-Titelverteidigerin Swetlana Dawidowa kam gar nur auf Platz sechs.

„Mir fällt ein Stein vom Herzen. So schwermütig ich die Entscheidung der Trainer aufgenommen habe, mich in der Staffel nicht einzusetzen, so glücklich bin ich nun. Entscheidend war, daß ich im Vergleich zu den anderen, die die Staffel gelaufen sind, heute physisch zulegen konnte. Gerechnet hatte ich mit einem Platz zwischen eins und fünf“, erklärte der dreimalige Weltmeisterin Petra Schaaf, die als zweite Frau drei Biathlon-Goldmedaillen erringen konnte. Außer ihr war dies bislang nur der Norwegerin Anne Elvebäkk gelungen. Bereits am Sonnabend hatten die deutschen Biathleten in Lahti allen Grund zum jubeln. So schien das Erfolgsgeheimnis des Goldtriumphes der Männer Staffel das „Musketier-Motto „Einer für alle , alle für einen“ gewesen zu sein. „Wir sind eine Truppe, die einfach zusammen gehört“, verriet der zweimalige Doppelweltmeister Mark Kirchner, „bei uns paßte alles rundum“. Nach dem Doppelerfolg im 10-km-Sprint durch die Oberhofer Mark Kirchner und Frank Luck konnte die 4x7,5-km-Staffel mit Ricco Groß Frank Luck, Mark Kirchner und Fritz Fischer aus Ruhpolding einen triumphalen Erfolg feiern und verwies in 1:33:33,5 Stunden ohne Fehlschuß Olympiasieger UdSSR, Norwegen sowie Titelverteidiger Italien auf die Plätze.

Luck und Kirchner hatten dabei wesentlichen Anteil am Erfolg der Staffel. Luck gelang im Stehendschießen mit acht Sekunden ein neuer persönlicher Rekord. Die letzten 2,5 km plagte den Oberhofer eine Leistenzerrung, trotzdem ließ er bis ins Ziel nicht nach und schickte Kirchner mit 18 Sekunden Vorsprung auf den Norweger Jon Age Tyldum ins Rennen. Kirchner legte dann noch einmal zu: Beim Wechsel auf Routinier Fritz Fischer trennten diesen 59,7 s von Norwegens Schlußläufer Gisle Fenne. Fischer hatte mit einer fehlerfreien Leistung im Schießen keine Mühe, den Sieg ins Ziel zu bringen.

In der Loipe hui, am Schießstand pfui – diese Kombination reichte der deutschen Frauenstaffel bei den Biathlon-Weltmeisterschaften in Lahti zur Bronzemedaille über 3x7,5 Kilometer. Mit einer läuferischen Energieleistung gewannen Uschi Disl, Kerstin Moring und Antje Misersky den bronzenen Rang. „Bloß gut, daß sie so gerannt sind. Die sieben Fehlschüsse waren eine Riesenenttäuschung“, meinte Trainer Uwe Müßiggang, dem nach dem Zieleinlauf ein Stein vom Herzen fiel. „Für die drei ist der Medaillengewinn vor allem mit dem Blick auf Olympia ganz wichtig. Dazu kam, daß Antje Misersky nach dem krankheitsbedingten Warten endlich starten konnte.“ Insgesamt sieben (1) Strafrunden hatte das deutsche Trio am Ende auf dem Konto, schlechter waren nur die elftplazierten Polen mit neun Schießfehlern.

Die endgültige Entscheidung über die Reihenfolge der Medaillengewinner fiel erst im Schlußdrittel. Serien-Weltmeisterin Swetlana Davidowa verdrängte die Norwegerin Elin Kristiansen mit Schnellfeuereinlagen von der Spitze. Antje Misersky war wiederum von der Nullserie der neben ihr stehenden Kristiansen so beeindruckt, daß sie sich wie schon Kerstin Moring drei Runden einhandelte.

Ergebnisse: Männer, 20 km: 1. Kirchner (Deutschland) 1:03:05,7 Stunden, 2. Popow (UdSSR) 1:03:33,3, 3. Kvalfoss (Norwegen) 1:03:38,3, 4. Löfgren (Schweden) 1:04:25,1, 5. Tschepikow (UdSSR) 1:04:29,0, 6. Einang (Norwegen) 1:04:54,0, 7. Roetsch (Deutschland) 1:04:58,8, 8. Andreas Zingerle (Italien) 1:05:14,8, 9. Tarasow (UdSSR) 1:05:19,1, 10. Sehmisch (Deutschland) 1:05:27,2. Frauen, 15 km: 1. Schaaf (Deutschland) 55:14,9 Minuten, 2. Nykkelmo (Norwegen) 57:13,4. 3. Schkodrewa (Bulgarien) 57:43,3,... 8. Disl 59:14,1, 17. Misersky 1:01:29,5 Stunden, 27. Kesper (alle Deutschland). Staffeln, Frauen, 3x7,5 km: 1. UdSSR (Belowa/Golowina/Davidowa) 1:24:54,3 Stunden/2 Strafrunden, 2. Norwegen (Nykkelmo/Elvebäkk/Kristiansen) 1:25:52,0/2, 3. Deutschland ( Disl/Moring/Misersky) 1:28:15,9/7, 4. Frankreich 1:29:43,7/1, 5. CSFR 1:30:07,9/1, 6. Bulgarien 1:30:37,9/1. Männer, 4x7,5 km: 1. Deutschland (Groß/Luck/Kirchner/ Fischer) 1:33:33,5 Stunden/0, 2. UdSSR (Kaschkarow/Popow/Tarasow/ Tschepikow) 1:35:01,3/0, 3. Norwegen (Einang/Kvalfoss/Tyldum/Fenne) 1:35:09,3/0, 4. Italien 1:36:24,0/1, 5. Schweden 1:36:32,7/1, 6. Frankreich 1:37:01,8/3.