Riesentanker bleibt auf Kurs

Stiftung Preußischer Kulturbesitz - der Präsident lud zur Jahrespressekonferenz

  • Ronald Berg
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Riesentanker bleibt auf Kurs! So könnte man die Botschaft von Präsident Klaus-Dieter Lehmann auf der gestrigen Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zusammenfassen. Dabei klang so etwas wie Erleichterung mit. Tatsächlich hatte es zu Beginn letzten Jahres für die größte deutsche Kulturinstitution mit ihren anderthalb Dutzend Museen, der Staatsbibliothek, den Archiven und Forschungsinstitutionen eher düster ausgesehen. Es dauerte ein halbes Jahr, bis Lehmann die Ministerpräsidenten der Länder von ihrer Ankündigung abbringen konnte, aus der gemeinsam mit dem Bund getragenen Stiftung auszusteigen. Es war schließlich der Bund, der den Vertragsbruch des Landes Berlin kittete und die gestrichenen Mittel zur Restaurierung der zum Weltkulturerbe zählenden Museumsinsel ausglich. Bei einem Gesamtvolumen des Haushalts der Stiftung von 251,74 Millionen Euro in diesem Jahr können die Preußen nun 98,68 Millionen Euro für Baumaßnahmen ausgeben. Nachdem im letzten Jahr vor allem Bodemuseum und Schloss Köpenick restauriert wurden, wird die Ruine des Neuen Museums ab Frühsommer in Angriff genommen. Neue Hiobsbotschaften überbrachte Lehmann beim Thema Pergamonmuseum. Das Gebäude sei völlig marode. Der »Notfall« scheint allerdings ganz gut in die Forderung nach Realisierung des »Masterplans Museumsinsel« zu passen, wonach sämtliche Museen durch eine unterirdische »archäologische Promenade« verbunden werden sollen. Masterplan und Erweiterungsbau beim Pergamonmuseum warten allerdings noch auf eine konkrete Bauplanung. Den Stiftungsrat schrecken die Kosten. Zum Masterplan (vorerst ohne das Berliner Stadtschloss) gäbe es »keine Alternative«, beteuerte Lehmann. Falls die Finanzierung platzt, gibt es aber keine Ausweichplanung. Große Überraschungen bei der Politik der Stiftung gab es nicht: Die Kooperation mit Sponsoren und Sammlern, die mit Heinz Berggruen begonnen wurde und mit der Präsentation der »Flick Collection« im Hamburger Bahnhof-Museum ab 2004 ihren vorläufig letzten Coup landete, soll beibehalten werden. Mit einer persönlichen Bemerkung reagierte Lehmann auf Kritik an der Kooperation mit Friedrich Christian Flick. »Die Chance zur Diskussion lassen wir uns nicht nehmen.« Offensichtlich hat Lehmann etwas falsch verstanden: Nicht die in der Tat bedeutende Kunst des 20. Jahrhunderts der Flick-Sammlung steht zur Diskussion, sondern die Frage, ob ein Museum sich dafür hergeben soll, den Namen Flick reinzuwaschen. Der Grundstock des Vermögens von Flick stammt aus dem Erbe des Großvaters Friedrich Flick, in dessen Waffenschmieden zehntausende Zwangsarbeiter für Hitlers Krieg schufteten. Lehmann und sein Generaldirektor für die Staatlichen Museen, Peter-Klaus Schuster, interessieren andere Zahlen mehr, etwa die vier-prozentige Steigerung auf 3,15 Millionen bei den Museumsbesuchen. Schusters Bilanzierung offenbarte vor allem eins: Die mit zahlreichen »Freundschaftsachsen« gespickte Planung für die nächsten Jahre, ob im Austausch mit dem Prado bei einer Goya Schau, in der Übernahme von Beständen des Museums of Modern Art oder in der Kooperation mit dem Pariser Centre Pompidou, die Ausstellungen scheinen immer mehr zu einer Marketingveranstaltung der Firma »SMB« zu werden, wie die Corporate Identity der Staatlichen Museen Berlin neuerdings heißt. Ob die mit Stolz verkündeten Besucherrekorde die einzigen Beurteilungskriterien sein können, blieb offen.
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