Plünderungen und Geheimnisse

Konkurs der Metaleurop Nord/2000 Jobs bedroht

  • Ralf Streck
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Beschäftigten der Metaleurop Nord demonstrierten gestern in der nordfranzösischen Gemeinde Noyelles-Godault gegen die Schließung ihrer Firma. Dem Metaleurop-Hauptaktionär Glencore wird zugleich vorgeworfen, die Tochtergesellschaft ausgeplündert zu haben.
Weil die zum französischen Metallkonzern Metaleurop gehörende Metaleurop Nord gestern Konkurs angemeldet hat, haben die 830 betroffenen Beschäftigten in der Gemeinde Noyelles-Godault demonstriert. Sie wurden dabei von Hunderten Bewohnern der Gemeinde unterstützt. Im Rathaus schätzt man, dass von der Fabrik im Departement Pas-de-Calais etwa 2000 Arbeitsplätze abhängen. Hinter der Metaleurop steckt die Schweizer Firma Glencore, des spanischen Multimillionärs Marc Rich. Glencore beendete die Finanzierung von Metal~europ Nord am 17. Januar. Man habe keine ausreichenden Mittel, um dem Werk weitere Gelder zuzuschießen, hieß es zur Begründung. Erst heute wird das zuständige Gericht die Auflösung des Unternehmens anordnen oder einen Verwalter für eine mögliche Sanierung bestellen. Die Haltung der Glencore ruft - außer aus dem Arbeitsplatzverlust - aus weiteren Gründen Empörung hervor. Der Hauptaktionärin wird vorgeworfen, die Metaleurop systematisch ausgeplündert zu haben. So seien Gelder, die der französische Staat und die EU für die Luftreinhaltung zur Verfügung gestellt hatten, ohne Gegenleistung eingesackt worden. Das Werk ist in der Region als »Dreckschleuder« bekannt. Glencore soll es vor allem auf die Kundenkartei der Fabrik abgesehen und Teile der Metaleurop zu Gunsten ihrer Tochterfirma Xstrasa verscherbelt haben, die ebenfalls im Steuerparadies Zug sitzt. So sei als ein Metaleurop-Teil die deutsche Nordenhamer Zinkhütte für 100Millionen US-Dollar zu einem Freundschaftspreis an Xstrasa gegangen. Der Verkauf der Zinkhütte an Xstrasa ist auffällig, weil Glencore noch im Jahr 2001 der spanischen Börsenaufsicht versichert hatte, sie werde Xstrasa verkaufen, als Glencore 44Prozent der Aktien von Asturiana de Zinc (AZSA) übernahm. Bisher weigerte sich die Metaleurop, den Behörden, Gewerkschaften, Parteien und Medien Auskunft zu erteilen. So titelte die Tageszeitung Le Monde am vergangenen Donnerstag: »Glencore, die Schweizer Aktionärin der Metaleurop, betreibt eine Kultur des Ausweichens und der Geheimnistuerei.« Selbst die konservative französische Umweltministerin Roselyne Bachelot ist alarmiert. Hinter der Metaleurop befänden sich Namen, Gesellschaften und Vorgehensweisen, wie sie im Zusammenhang mit dem Unglückstankers »Prestige« zu finden seien. Doch nicht nur bei mangelnder Sicherheit und massiver Umweltverschmutzung gibt es Ähnlichkeiten zwischen Metaleurop und »Prestige«. Denn Glencore ist die Nachfolgerin der Firma von Marc Rich. Marc Rich war zuvor mit Crown Resources verbunden, welche die Fracht des Öltankers gechartert hatte. Auch die Zuger Firma Crown wurde von einem Vertrauten Richs geführt und sollte Glencore im letzten Jahr übernehmen. Nach dem Tankerunglück kam der Deal nicht zu Stande, statt dessen wurde Crown an die Manager verkauft und sofort umbenannt. Dass ein weiterer Vertrauter von Rich maßgeblich an der Entscheidung beteiligt war, die »Prestige« aufs Meer zu ziehen, rundet die unheilvolle Allianz ab.
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