»Gerade Furche« soll in Landtag führen

FDP hofft auf Mandate und zugleich Ministerposten

  • Peter Richter
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Auch wenn Niedersachsens CDU inzwischen auf die absolute Mehrheit hofft, könnte ein Machtwechsel in Hannover vom Ergebnis der FDP abhängen.

Lange hat Walter Hirches Unabhängigkeitsstreben nicht gehalten. Noch im vorigen November zeigte sich der FDP-Spitzenkandidat in Niedersachsen einer förmlichen Koalitionsaussage zugunsten der CDU abhold. »Wir möchten keine Hilfstruppenmentalität in unserer Partei«, sagte er damals. Doch schon vier Wochen später entschied der Landesvorstand anders, was Hirche nun mit der »Stimmung an der Basis« rechtfertigte. Die SPD mit ihrer Steuerpolitik und vor allem Ministerpräsident Gabriel mit seiner - damaligen Forderung - nach einer Vermögensteuer seien zu weit von den Positionen der Freidemokraten entfernt. Mit diesem Schwenk korrigierte die niedersächsische FDP eine Haltung, die ohnehin nur noch eine der letzten Zuckungen der 18-Prozent-Strategie Möllemanns und Westerwelles war. Unumwunden räumt Hirche ein, dass seine Partei in vieler Hinsicht der CDU näher steht als der SPD; CDU-Generalsekretär David McAllister spricht gar von 95-prozentiger Übereinstimmung. Lediglich in der Innenpolitik und auf dem Gebiet der Landwirtschaft gebe es gewisse Differenzen. Walter Hirche, der bereits von 1986 bis 1990 Wirtschaftsminister in einer CDU-geführten Regierung Niedersachsens war und fast anschließend das gleiche Amt in der brandenburgischen Ampelkoalition versah, würde mit einem erneuten Kabinettsposten gern seine politische Laufbahn krönen. Er verweist denn auch auf »meine früheren persönlichen Leistungen als Wirtschaftsminister« und auf seine Erfahrungen - zumal mancher den demnächst 62-Jährigen nicht gerade als Zukunftshoffnung betrachtet. Gleichzeitig weiß Hirche, dass die erste Hürde vor dem Regierungsamt der Einzug in den Landtag ist. Denn trotz zuletzt ermutigender Prognosen kann er sich des Überspringens der Fünf-Prozent-Hürde längst nicht sicher sein - zumal sein Wahlkampf fast völlig jener spektakulären Elemente entbehrt, mit denen Westerwelle junge Leute anzuziehen versuchte. Vor fünf Jahren hatte FDP-Spitzenkandidat Hans-Michael Goldmann noch mit seinem Namen kokettiert und allerhand »goldigen« Schnickschnack unter die Leute gebracht. Für Hirche hingegen ist schon der Spruch »Was für den Frieden ist die Kirche, ist für das Handwerk Walter Hirche« der Höhepunkt wahlkämpferischen Frohsinns. Die bodenständigen Niedersachsen würden das auch nicht honorieren, meint er. »Die wollen jemand, der eine gerade Furche zieht.« 6000 Stimmen fehlten der FDP vor fünf Jahren. Doch schon bei den Kommunalwahlen 1991 sei man auf 6,2 Prozent gekommen, habe seitdem auch 13 Prozent neue Mitglieder gewonnen. Vor allem mit einer Zweitstimmenkampagne will man diesmal wieder sicher in den Landtag einzeihen. Die FDP sei der »Joker für einen Regierungswechsel«, sagt Hirche und scheut sich auch nicht, wieder von der »Korrektivfunktion« seiner Partei in einer Koalition zu sprechen. E...

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