Stunde der Inspektoren

  • Jochen Reinert
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
Selten hat die Welt ein so langes Tauziehen um Krieg und Frieden erlebt - wobei die meisten Beobachter sicher sind, dass am Ende Irak mit einem Teppich von Bomben und Raketen überzogen wird. Sind deshalb die Inspektoren der UNO nur Statisten in einer für den Frieden ohnehin verlorenen Tragödie? Nein - jedenfalls, wenn sie nicht missbraucht werden oder sich missbrauchen lassen. Die Entsendung der Waffenexperten per UNO-Resolution 1441 war keine Willkür. Bagdad hat Massenvernichtungswaffen in größerem Maßstab produziert und sie - siehe C-Waffenangriff auf Halabja - sogar an der eigenen Bevölkerung »getestet«. Bis zu ihrem überstürzten Abzug angesichts eines US-amerikanisch-britischen Militärschlags 1998 haben die UNO-Inspektoren größere Mengen solcher Waffen aufgespürt und vernichten lassen. In den vier Jahren seither hätte Iraks Führung dem Besitz von ABC-Waffen völlig entsagen können - falls nicht, hat sie es nicht nur mit den Inspektoren zu tun. Die Leute von Blix und al-Baradai haben bisher keine substanzielle Verletzung der irakischen Verpflichtungen registriert, wobei aber, so ihr gestriger Bericht vor dem UNO-Sicherheitsrat, wichtige Fragen wie der Verbleib von VX-Kampfstoffen und Milzbranderregern offen blieben. Zu deren Beantwortung will selbst Irak-Falke Blair den Inspektoren noch etwas Zeit geben. Auch Washington signalisierte - bei gleichzeitiger unverhohlener Kriegsdrohung - Ähnliches. Kein Wunder, geht doch der Truppenaufmarsch am Golf langsamer voran als geplant. Gestern war die Stunde der Inspektoren. Sie müssen definitiv genügend Zeit für ihre Ermittlungen erhalten - bei maximaler Kooperation der irakischen Behörden. Wenn die Inspektoren keine ABC-Waffen oder Raketen größerer Reichweite finden, gibt es k...

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