»n Blick in der Stadt«

Gekonnte Unterhaltung im BKA-Luftschloss

Rumsitzen und warten, wer tut das schon gerne, besonders, wenn die Wartenummer in der Hand noch langes Ausharren bedeutet: Ein charakteristischer Behördenwartesaal mit einem klassischen Repertoire dort anzutreffender Typen bildet die Ausgangssituation von »'n Blick in der Stadt«. Der erste Liederabend der Berliner Staatspoperette - eine Neugründung aus dem Umfeld des Grips-Theaters - im BKA-Luftschloss kam beim Publikum gut an. Jeder hängt seinen unerfüllten Träumen nach und frisst in sich hinein, was er eigentlich mitteilen möchte. In »'n Blick in der Stadt« outen sich acht Stadtneurotiker und finden Interesse aneinander. Der Wartesaal verwandelt sich in Begegnungsstätte und Partyzone - Ausbruch aus den Warteschleifen des Lebens. Unter der Regie von Vivienne Newport und Matthias Witting entfalten die acht Schauspieler ein Panoptikum an Träumen, Hoffnungen, Enttäuschungen und Wünschen. Gesprochen wird dabei kein Wort: Sehnsüchte und Konflikte drücken sich in Liedern, Tanz und Körpersprache aus. Als Vorlagen dienen deutsche Songs von Herbert Grönemeyer bis Bettina Wegner, von Udo Lindenberg bis Rosenstolz. Die acht Schauspielsänger haben keinen Namen, es sind Typen, die für Träume, Probleme und Haltungen stehen, die sich in vielen Menschen wiederfinden. »Schlampenfieber« von »Rosenstolz« singend, stolziert zum Beispiel die »Öffentliche Frau« über die Bühne - Typ Star aller gesellschaftlichen Events, der die Männer anmacht, aber die romantischen Träume dabei nicht abschütteln kann. Oder der Typus ehemaliger Hausbesetzer, der alten Tagen nachtrauert und sich nur noch auf die Kumpels in der Kneipe verlässt. »Kein Alkohol ist auch keine Lösung«, der Song der »Toten Hosen« gibt wieder, was er fühlt. Geboten wird fast durchweg Unterhaltung auf hohem Niveau ohne Anspruch auf Sozialkritik, aber mit einem optimistischem Blick. Und wenn es in den Wartesälen der Behörden auch nur einen Hauch so lebendig zuginge wie auf der Bühne im Luftschloss,...

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