Die ärztliche Versorgung soll gesichert bleiben

Morgen beginnen die Protestaktionen der Mediziner / Kassenärztliche Vereinigung schaltet Hotline

  • Andreas Heinz
  • Lesedauer: 3 Min.
Die ambulante medizinische Versorgung der Berliner ist nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) auch während der morgen beginnenden Protestaktionen der Ärzte gegen die derzeitige Gesundheitspolitik der Bundesregierung gesichert. Rund 1000 Praxen sollen an jedem Werktag geschlossen bleiben. Das sind etwa 20 Prozent. Wie die KV gestern weiter mitteilte, sei ein Plan erarbeitet worden, nach dem täglich etwa 80 Prozent der Praxen geöffnet sein werden. Dieser Plan gelte vom 29.Januar bis einschließlich 4.März. Außerdem schaltet die KV ab morgen eine Hotline. Unter der Nummer 31003444 können Patienten in dringenden Fällen montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnete Arztpraxen erfragen. Am Mittwoch müssen laut KV Patienten in Friedrichshain, Marzahn, Pankow, Tempelhof und Spandau mit geschlossenen Praxen rechnen. Am Donnerstag sollten Kranke in Hohenschönhausen, Kreuzberg, Schöneberg, Treptow, Wedding und Spandau einkalkulieren, dass die Praxistüren geschlossen bleiben. Am Freitag machen Praxen in Prenzlauer Berg, Reinickendorf, Steglitz und Tiergarten zu. Damit aber kein Patient zu weit zu einer Ersatzpraxis fahren muss, sollen Ärzte im jeweiligen Nachbarbezirk auf jeden Fall erreichbar sein. Der so genannte Sicherstellungsplan der KV weise aus, wann die Mediziner reguläre Sprechstunden anbieten. In den anderen Bezirken müssten die Patienten mit Schließungen oder zumindest einer Reduzierung der Sprechstunden rechnen. Die Ärzte sollen bereits vergebene Termine verschieben oder in dringenden Fällen einen Vertreter benennen, teilte eine KV-Sprecherin gestern weiter mit. Sie wollen außerdem nur noch Untersuchungen durchführen oder Medikamente verordnen, die von den Krankenkassen tatsächlich bezahlt werden. »Mit der Protestaktion wollen wir simulieren, was die Regierung plant«, erläuterte gestern der Berliner Hautarzt Thomas Stavermann. »20 Prozent der niedergelassenen Mediziner gehen vom Netz.« Das sei genau der Anteil, den die Politiker für zu viel in Berlin hielten: »Die Patienten sollen erkennen, was da angedacht wird und welche Nachteile das bringt.« Mediziner befürchten eine Austrocknung der ambulanten Facharztpraxis als Folge der geplanten rot-grünen Gesundheitsreform. Die Ausdünnung des Facharztnetzes sei »ein Schritt zurück«. Die freie Arztwahl werde damit abgeschafft. Die gewollte Anbindung der dann wenigen Fachärzte an die Kliniken bedeute für die Patienten neben langen Wartezeiten auch, dass sich ihnen jedes Mal ein anderer Kollege widme. Außerdem befürchtet Stavermann, dass die Kassen radikale Bonussysteme ersinnen, um ihre Beiträge zu senken. In einer gestern veröffentlichten Pressemitteilung bietet die DAK »Hilfe und Beratung beim geplanten Mediziner-Streik« an. DAK-Versicherte erhielten unter der Hotline 0180/1325325 medizinische Ratschläge. Obendrein fordert die Krankenkasse ihre Versicherten auf, geschlossene Praxen an die DAK zu melden. Die Telefone seien montags bis freitags zwischen 8 und 20 Uhr zum Ortstarif geschaltet. DAK-Pressesprecher Rüdiger Scharf erklärte: »Die Beschwerden über einzelne Ärzte und die Meldung von Problemen bei der Behandlung werden gesammelt und ausgewertet.« Wenn der Streik die Patienten schmerzvoll treffen solle, dann würde die Kassenärztliche Vereinigung ihren gesetzlichen Sicherstellungsauftrag gefährden. In diesem Fall sei die staatliche Aufsicht gefordert, die in Einzelfällen auch den Zulassungsentzug für bestimmte Mediziner prüfen müsse.
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