17. Juni

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.
Der 17. Juni 1953 wirft seine Schatten voraus. Was in der DDR als faschistischer Putsch durch die Geschichtsbücher weitergereicht wurde, solange es etwas weiterzureichen gab, war im Westen schon immer der Arbeiteraufstand. Und da wir nun alle Westen sind, hat der Arbeiteraufstand als herrschende Geschichtsbetrachtung gesiegt. Also wird das 50. Jubiläum dieses Ereignisses auch gebührend begangen und keine Veranstaltung ausgelassen werden, um der ehemals kleineren deutschen Republik für alle Ewigkeit das Kainsmal des Unrechtsstaates zu verpassen. Und so tauchte der 17. Juni gestern im Abgeordnetenhaus schon mal als Liste des Kultursenators Thomas Flierl (PDS) mit diversen Aktionen auf. 25 Veranstaltungen nennt das Papier, vier von der Bundesbehörde für die Unterlagen der DDR-Staatssicherheit, fünf von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Mit dabei der Verein Berliner Mauer, die Gedenkstätte Hohenschönhausen (4) und die Stiftung Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (2). Die Zielrichtung dürfte klar sein, wie ihn ein CDU-Antrag treffend formuliert: Der »Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953 als herausragendes Datum des Widerstandes der Berliner Bevölkerung gegen die SED-Diktatur« soll angemessen begangen werden. Dem nun kommt der PDS-Senator mit seiner Veranstaltungsliste sehr umfassend nach. Was ist Wahrheit an diesem 17. Juni, was Verklärung und wo beginnt Geschichtsfälschung? Ist es Wahrheit, was ich als 11-Jähriger erlebt habe, als sich wildgewordene Sturmkräfte - neuzeitlich Chaoten und Randalierer genannt - aus Richtung Berlin-West über die Oberbaumbrücke wälzten und in Berlin-Ost an der Warschauer Brücke alles kurz und klein schlugen? Er waren nicht die Arbeiter von der Stalinallee. Das allein ist nicht die Wahrheit, aber ein kleiner Ausschnitt des Geschehens rund um den 17. Juni.
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