nd-aktuell.de / 04.04.1991 / Kommentare / Seite 2

Arbeitslosenfrühstück in den Ringkolonaden

Bei all dem Betrüblichen, das man täglich liest, hört und erlebt, drängt es mich heute, von etwas Freundlichem zu berichten. Am 21. März fand – wie jeden Donnerstag ab 10 Uhr – im Cafe A (wie arbeitslos) in den Ringkolonaden von Berlin-Marzahn ein Arbeitslosenfrühstück statt. Als Gast geladen war Dr. K. Grehn, Präsident des Arbeitslosenverbandes in Deutschland e.V. Es entspann sich eine sehr interessante, mutmachende Diskussion. Wieder einmal fand ich mich in meiner Meinung bestärkt, als Arbeitsloser (oder Kurzarbeiter oder Wartegeschleifter) nur ja nicht zu Hause sitzen zu bleiben und mit seinem Schicksal zu hadern! Das ist – glaube ich – der sicherste Weg in die Isolation und Resignation!

Der Arbeitslosenverband (ich spreche jetzt konkret von Marzahn, denke aber, daß es woanders ähnlich ist) bietet vielfältige Möglichkeiten der Kommunikation und der eigenen Betätigung. Viele Probleme, die den einzelnen zu erdrücken drohen, stellen sich anders dar, wenn man mit anderen darüber sprechen und evtl. gemeinsam Lösungsansätze suchen kann.

Marion Freytag, Berlin, 1090