nd-aktuell.de / 08.08.2001 / Wirtschaft und Umwelt

Doppeltes Jubiläum in Köstritz

Nach Privatisierung ist das Unternehmen auf internationalem Wachstumskurs

Uschi Lenk, Bad Köstritz
Zehn Jahre nach der erfolgreichen Privatisierung hat das Chemiewerk Bad Köstritz GmbH (CWK) gleich doppelt Grund zu feiern.
Vor 170 Jahren war in Köstritz unweit von Gera die Saline »Heinrichshall« eingeweiht worden, die sich bis 1850 zu einer der größten chemischen Fabriken ihrer Art mauserte. Gerade einmal zehn Jahre ist es her, dass der Betrieb an einen deutsch-amerikanischen Investor verkauft wurde, nachdem unzählige Gespräche, auch mit Branchenriesen, fehlgeschlagen waren.
Seither befindet sich der Produzent von Kieselsäuren, Schwefelverbindungen und Molekularsieben national wie international auf Wachstumskurs. Als »sehr erfolgreich« schätzt Geschäftsführer Hartmut Tschritter die Privatisierung ein, die den Köstritzern die Eigenständigkeit bewahrte. Entscheidend jedoch sei die hoch motivierte Mannschaft gewesen, ergänzt Kurt Leopold, der in Kalifornien einen Metallurgiebetrieb besitzt und mit seiner Familie das CWK erwarb. »Wir haben ganz stark auf die Mitarbeiter vertraut, auf ihre Kenntnisse, ihr großes emotionales Engagement und nicht zuletzt auf ihren Willen zu überleben«, betont er. Inzwischen wuchs deren Zahl von anfangs 125 wieder auf 195, Tendenz steigend.
Ende der 80er Jahre waren in dem Betrieb noch über 500 Menschen beschäftigt. Seit 1970 zum Kombinat Bitterfeld gehörend, hatten sich die Köstritzer auf die Produktion von Düngemitteln spezialisiert. 2,5 Millionen Tonnen davon verließen zwischen 1948, als es volkseigen wurde, bis 1981 das Werk, versorgten die Agrarwirtschaft im eigenen Land. Der Binnenmarkt hatte auch Priorität, als Anfang der 80er Jahre hochveredelte Chemieprodukte auf der Basis von Sand das Profil bestimmten, lösten sie doch Devisen kostende Importe ab. Damals entstand auch eine Anlage für Molekularsiebe. 90Prozent der Absorptionsmittel waren für die UdSSR bestimmt. Doch die zerfiel, wie die DDR, als die Anlage fertig war.

Seit 1994 gibt es schwarze Zahlen

Neue Märkte mussten her - in Westeuropa. »Aber wir waren nicht wettbewerbsfähig, unsere Losgrößen zu klein, unsere Produkte zu teuer«, sagt Tschritter. Um 100 Mark Umsatz zu realisieren, mussten 180 Mark aufgewandt werden. Doch die Köstritzer hatten mit ihren hochwertigen Produkten ein interessantes Profil. Also strukturierte man um, legte die wenigen Konsumgüter ad acta, kooperierte für den Vertrieb mit Spezialisten in Westeuropa. Das zahlte sich aus. Setzte das CWK 1991 gerade 13 Millionen Mark um, waren es 2000 knapp 42 Millionen Mark. 48 Millionen Mark sind für 2001 angepeilt.
Seit 1994 schreiben die Köstritzer Chemiewerker schwarze Zahlen. Und der Gewinn wurde stets in die drei Produktbereiche investiert - insgesamt mehr als 50 Millionen Mark seit der Privatisierung. Weitere 18 Millionen Mark sollen bis 2003 zusätzlich aufgewendet werden. Sie werden vorwiegend in eine neue Anlage für mikronisiertes Kieselgel und die Erweiterung der Anlage für Molekularsiebe fließen. Etwa eine Million Mark pro Jahr stecken die Köstritzer in die eigene Forschung und Entwicklung, in der zehn Mitarbeiter in Kooperation mit Instituten und Hochschulen an Innovationen tüfteln. Schließlich will das CWK mit neuen Produkten und Verfahren weiter wachsen.

Mehr Ausbildung - aber nach Bedarf

Heute exportiert das Unternehmen seine hochveredelten, für die Kunden maßgeschneiderten Erzeugnisse in Länder aller Kontinente. Die unter anderem in der Kunststoff- und Feinguss-, der Textil- und Getränkeindustrie, der Fotochemie sowie der Verarbeitung von Erdöl und Erdgas benötigten Chemikalien sind weltweit begehrt. Mehr als ein Viertel seines Umsatzes realisiert das Unternehmen inzwischen auf direktem Weg im Ausland.
Da stellt sich auch die Frage des Nachwuchses. Der werde ausgebildet, wie man ihn brauche, betont Hartmut Tschritter. Wurden im Frühjahr erst vier Chemielaboranten übernommen, starten demnächst ein Industrieelektroniker und ein Mechaniker ihre Lehre. Einer studiert an der Betriebsakademie. In zwei Jahren müssten Chemiefacharbeiter folgen. In diesem Bereich habe es bisher keine Probleme gegeben, da das CWK auf gute arbeitslose Facharbeiter in der Region bis Zeitz zurückgreifen konnte. Das werde sich künftig ändern.

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