Werbung

Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Schmerzhafter Schrumpfungsprozeß in Landwirtschaft

  • Lesedauer: 2 Min.

Bonn/Berlin (ADN/AFP/ND). Die Umstrukturierung der ostdeutschen Landwirtschaft ist nach Auffassung von Bundesernährungsminister Kiechle „schon ein gutes Stück vorangekommen“. Von den ursprünglich 4000 LPG wirtschafteten nur noch etwa 1350 Betriebe in ihrer alten Unternehmensform. Etwa 8000 ostdeutsche Landwirte hätten einen Familienbetrieb gegründet oder wiedereingerichtet.

Nach Einschätzung Kiechles ist die landwirtschaftliche Produktion der Ex-DDR von der Menge her bereits weitgehend an die Erfordernisse des Marktes angepaßt. Was unter „Anpassung“ und „Vorankommen“ zu verstehen ist, machen aber auch diese Angaben deutlich:

Die Ost-Landwirtschaft verfügt derzeit über eine Anbaufläche von rund 4,079 Millionen Hektar. Das Areal ist aufgrund der Stillegung von fast 600 000 Hektar Ackerboden 1991 gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent zurückgegangen. Vor der Vereinigung, darauf verwiesen kürzlich die Agrarverbände der neuen Bundesländer, bewirtschafteten die rund 888 000 Bauern der Ex-DDR aber eine Fläche von 6,17 Millionen Hektar.

Wie schmerzhaft der Schrumpfungsprozeß verläuft, ist ebenfalls an der innerhalb eines Jahres erfolgten drastischen Senkung der Milcherzeugung ablesbar. Bei stark vermindertem Kuhbestand liefern

die Landwirte gegenwärtig wöchentlich nur 100 000 Tonnen Rohmilch an die noch bestehenden etwa 40 Molkereien (1989:143) östlich der Elbe, erklärte der Geschäftsführer des Verbandes der Milchindustrie e.V. Oranienburg, Stettin. Davon müßten 40 bis 50 Prozent in vorverarbeiteter Form als Zwischenprodukte in die alten. Bundesländer oder in andere Staaten der EG verkauft werden, so daß keine nennenswerte Wertschöpfung möglich sei. Und: Obwohl es seitens der Ost-Molkereien große Anstrengungen zur technischen Modernisierung gebe, seien hier die Produktionskosten so hoch, daß die Betriebe den Bauern nur Preise

zwischen 40 und 55 Pfennig je Liter zahlen. .Das sei etwa 10 Pfennig oder 20 Prozent unter dem Niveau der Alt-BRD.

Die Landwirtschaft der neuen Länder hat 1991 eine Milchquote von 6,2 Millionen Tonnen zugeteilt bekommen. Bei weiter so niedrigen Preisen und damit Rückgang der Erzeugung ist abzusehen, daß die Quote nicht ausgeschöpft wird.

Auch vor diesem Hintergrund bezeichnete der Bund für Umwelt und Naturschutz die Agrarpolitik in Bonn und Brüssel als bauern-, umweit- und verbraucherfeindlich. Der BUND fordert extensive Landwirtschaft statt Flächenstillegung.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal