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Gebraucht werden 130 000 Plätze

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Die Abgeordnete Dr. Ursula Fischer und die Gruppe der PDS/Linke Liste stellten eine kleine Anfrage im Deutschen Bundestag zur Lehrstellensituation und -Perspektive in Ostdeutschland. Wir zitieren aus der Antwort der Bundesregierung.

Mit “dem Kabinettbeschluß vom 24. April 1991 zum Ausbildungsplatzförderungsprogramm-Ost sind Voraussetzungen geschaffen worden,, daß jeder Jugendliche bis zum Beginn des neuen Ausbildungsjahres einen Ausbildungsplatz erhalten kann.

Zu diesem Programm gehören:.

- das Programm zur Förderung von Ausbildungsplätzen in Kleinunternehmen mit nicht mehr als 20 Beschäftigten;

- 10 000 Ausbildungsplätze im Bereich der Bundesverwaltung in den neuen Ländern,

- die Sicherung der Ausbildung in Treuhandunternehmen,

- die Förderung von Ausbildungsmaßnahmen in überbetrieblichen Einrichtungen und berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen und

- Maßnahmen zur qualitativen Entwicklung der beruflichen Bildung in den neuen Ländern.

Die Maßnähmen sind Hilfen zur Selbsthilfe und können die Verantwortung der Arbeitgeber, insbesondere der Wirtschaft, für ein ausreichendes Ausbildungsplatzangebot zu sorgen, nicht ersetzen.

Bundesminister Dr. Rainer Ortleb hat am 1. Juni 1991 in der Thüringischen Landeszeitung dieses Programm erläutert und festgestellt, daß bereits etwa 50 Prozent der Schulabgänger in den neuen Bundesländern mit Lehrverträgen abgesichert seien. Mit dem Ausbildungsplatzförderungsprogramm sind Voraussetzungen geschaffen, daß auch die übrigen Jugendlichen eine berufliche Qualifizierung erhalten können. Über die Zahl der Ausbildungsplätze anbietenden Betriebe in den neuen Ländern kann zur Zeit keine definitive Aussage getroffen werden. Informationen liegen jedoch zur Struktur der Ausbildungsbetriebe vor. Nach Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung wurden im Herbst des letzten Jahres 75 Prozent der Auszubildenden in den neuen Ländern in Betrieben mit mehr 500 Beschäftigten ausgebildet, in den alten Bundesländern 20 Prozent.

Nach der monatlichen Statistik der Bundesanstalt für Arbeit wa-

ren von Oktober 1990 bis Ende Mai insgesamt 75 907 Berufsausbildungsstellen den Arbeitsämtern in den neuen Bundesländern zur Vermittlung gemeldet worden, im gleichen Zeitraum sind 15 520 Stellen wieder zurückgezogen worden, so daß insgesamt 60 387 verfügbar waren. Von diesen Ausbildungsstellen befanden sich 44 795 in Betrieben und 15 592 in außerbetrieblichen Einrichtungen. Gebraucht werden Ausbildungsplätze für rund 100 000 Ms 110 000 Schulabgänger und eine nicht genau einschätzbare Zahl sogenannter Konkurslehrlinge (gemeldet bis Ende Mai 20 600). Informationen aus den neuen Ländern zum erheblich ausgeweiteten Übergang in die gymnasiale Oberstufe (bis über 30 Prozent) belegen, daß mit der angenommenen Anzahl von 120 000 Schulabgängern die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen eher überschätzt worden ist.

Auch wenn die Vorausschau Unsicherheiten birgt, bedeuten die Trends, daß nach Überwindung der wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den neuen Ländern ähnliche Nachwuchsprobleme auftreten können wie jetzt in den alten Bundesländern.

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