nd-aktuell.de / 18.07.1991 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 8

Die Preußen kommen nicht mehr

Das leidige Kapitel HC Preußen wird in Kürze ein Ende haben. Eines, das dem Sport nützlich ist, indem in der Bundeshauptstadt Männerhandball in der obersten Spielklasse erhalten bleibt, und das auch den abtrünnigen Spielern entgegenkommt. Auf der Strecke bleibt der HC Preußen, Nachfolger der traditionsreichen Handballsektion des SC Dynamo Berlin. Der Preußen-Klub vereinigt sich demnächst mit Blau-Weiß Spandau. Stop, das ist nicht ganz korrekt: „Der HC Preußen wird uns beitreten. Es gibt dann nur noch Blau-Weiß Spandau in der 1. Handball-Bundesliga“, verweist Jürgen Kessling, Abteilungsleiter und Manager, auf den feinen Unterschied. Von ihm ist zu erfahren: „Die Initiative ging von unserem Sponsor,

Herrn Oppermann, aus. In einem Gespräch mit Herrn Lips, dem Vereinspräsidenten vom HC Preußen, wurden die Möglichkeiten des Zusammengehens erwogen und ein Antrag an den Deutschen Handballbund formuliert. Der gab grünes Licht.“

Nur so war es möglich, in Berlin einen Platz in der 1. Bundesliga zu retten und gleichzeitig das Gesicht zu wahren. Denn die wochenlangen Querelen, Mißtrauensanträge und gerichtlichen Klagen hatten das Verhältnis zwischen Spielern und Leitung des HC derart zerrüttet, daß nichts mehr zu kitten war. Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht sind nun hinfällig, die Preu-ßenspieler werden sich in alle Winde zerstreuen und dort spielen, wo sie bereits unterschrieben hatten.

Nach jetzigem Stand wird ein einziger „Preuße“ das Trikot von Blau-Weiß Spandau in der 1. Bundesliga tragen: Nachwuchsmann Stephan Mats. Andreas Wickram kehrt von Hüttenberg zurück, und Frank Moser war ja schon zuvor zu Blau-Weiß gewechselt. Die Mannschaft spielte bisher in der 2. Bundesliga und konnte sich nach den Worten von Jürgen Kessling dort nur dank des Sponsorings besagten Herrn Oppermanns, Geschäftsführer beim Deutschen Schutz- und Wachdienst, behaupten. Die letzte Saison beschloß Blau-Weiß auf Rang 9, nur einen Punkt vom fünften Platz getrennt. „Unser Traumziel ist der 8. Platz in der 1. Bundesliga, der den direkten Klassenerhalt sichern würde.“

WOLFGANG RICHTER