Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Notstand

  • Karin Wen
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine „positive Zwischenbilanz“ beim Aufbau der Arbeitsrechtsordnung in den neuen Bundesländern zog dieser Tage Staatssekretär Günther vom Bundesarbeitsministerium. Nimmt man die rosarote Brille ab, sieht man, daß es zwar eine Menge Neuregelungen gibt, aber auch etliche Probleme und viel zu wenige Arbeitsrichter. Gerade die aber werden gebraucht - erst recht, nachdem vor Tagen die Warteschleife auslief.

All das war voraussehbar. Nur wer es nicht wollte, der erkannte nicht, daß der Einigungsvertrag gerade in diesem Bereich einige, gelinde gesagt, spröde Seiten hat. Zehntausende erwarten nun von den Arbeitsgerichten die notwendige „Nacharbeit“. Denn bis zu einem halben Jahr harrt man auf die Entscheidung einer Kündigungsschutzklage. Der schnöde Grund ist oft: Zuwenig Richter, Sitzungssäle und Gerichtsbedienstete.

Allmählich beginnen jetzt in den östlichen Ländern die Neueinstellungen bei Arbeitsgerichten, werden Bewerbungen geprüft. Und schließlich, man.höre, wjll das Bundesarbeitsministerium eine Untersuchung zu den Schiedsstellen in den Betrieben anschieben. Ergebnisse sollen bis Jahresende vorliegen, also dann, wenn die Arbeitsgerichtsbarkeit stehen soll und die Schiedsstellen nach dem Einigungsvertrag das Ihre getan haben. Es scheint, hier sind schon viele Züge abgefahren.

Eine neue Welle von Arbeitsgerichtsklagen könnte ab August kommen. Fraglich ist, ob die 200 vorgesehenen (zum Teil noch nicht vorhandenen) Richter davon nicht überrollt werden. Aber es gibt in den alten Bundesländern 600 Arbeitsrichter, und daher sind, so Staatssekretär Günther, die 200 im Osten eben genug. Eine Rechnung, die nicht aufgeht, denn in den ersten fünf Monaten dieses Jahres wurden in der Ex-DDR 130 000 Verfahrenanträge gestellt - zweieinhalb Mal soviel wie in allen Altbundesländern für das ganze Jahr 1990.

KARIN WENK

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal