Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Spanien: 108 Jahre für ETA-Jäger

  • CARL-GEORG BÖGE, Madrid
  • Lesedauer: 2 Min.

Das spanische Bundesgericht „Audiencia Nacional“ fällte jetzt das mit Spannung erwartete Urteil gegen die beiden Polizisten Jose Amedo und Michel Dominguez. Sie wurden wegen sechs Mordversuchen gegen Personen aus dem Umfeld der baskischen Terror-Organisation ETA zu je 108 Jahren Gefängnis verurteilt. Die GAL, die „Grupos Antiterroristas de Liberaciön“, sei jedoch nicht von der Regierung finanziert worden.

Ende 1983 hatte die Gruppe mit ihren Aktionen begonnen. Innerhalb von drei Jahren gab es vor allem in Südfrankreich etwa 20 Attentate, 30 Menschen starben. Die Anschläge wurden von gedungenen Mördern aus Frankreich und Portugal ausgeführt. Einige dieser „Legionäre“ belasteten in einem-Schlagzeilen machenden Prozeß die Polizisten schwer.

Aber ausgerechnet im aufsehenerregendsten Fall wurden die bei-

den für unschuldig erklärt. Als 1987 der junge Baske Juan Carlos Garcfa Goena sterben mußte - er war 1980 geflohen, um keinen Wehrdienst leisten zu müssen - war das Maß für eine ehemalige Freundin von Amedo voll: Sie brachte den Skandal ins Rollen. Während die drei Richter in ihrem Urteil befanden, die beiden Polizisten hätten „aus Motiven persönlicher Rache und Frustration“ gehandelt, meinen weite Teile der Öffentlichkeit, die Regierung sei über die Polizei an der blutigen Kampagne gegen das ETA-Umfeld beteiligt gewesen. Und zwar mit Geld aus dem Innenministerium, aus den „Verfügungsfonds“. Bewiesen werden konnte allerdings nichts. Das Gericht konnte nicht klären, woher Amedo und Dominguez die Gelder bezogen, mit denen sie zum einen die gedungenen Mörder bezahlten, aber auch hohe Summen im Spiel-

casino von San Sebastian ausgeben konnten. Aus Gründen der nationalen Sicherheit konnte auch das Innenministerium keine Details über diese Angelegenheit mitteilen. Für Regierungschef Gonzalez „gibt keine Beweise, und es wird sie niemals geben.“ Und Justizminister de la Quadra erklärte: „Die Regierung hat niemals bezweifelt, daß die GAL in keinerlei Verbindung zum spanischen Staat stand.“ Die Polizeigewerkschaft UFP bezeichnete die Aktionen von Amedo und Dominguez als „atypische Reaktion einer ganz kleinen Beamtengruppe vor dem Hintergrund, daß in einigen Bereichen der politische Wille zum Kampf gegen den Terrorismus fehlte. Das ist glücklicherweise nicht mehr so.“ Die Polizeigewerkschaften beantragten sogleich die Begnadigung von Jos6 Amedo und Michel Dominguez.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal