Erwartungsgemäß waren die direkten Auswirkungen auf die deutsche Tourismuswirtschaft nach Ausbruch des Angriffskrieges der USA gegen Irak in den ersten Tagen gering. Ursächlich dafür ist, dass - so der Präsident des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbands (DRV), Klaus Laepple, gegenüber ND - »bereits seit Monaten um den Zeitraum eines mutmaßlichen Kriegs im Irak, sprich März und April, regelrecht herumgebucht worden ist«. Auch das hatte allerdings zur Folge, dass die bisherigen Buchungszahlen 2003 noch weit hinter denen von 2002, dem bisher schlechtesten deutschen Tourismusjahr überhaupt, zurückliegen.
Das Auswärtige Amt hat am Donnerstag seine offiziellen Reisehinweise aktualisiert (siehe Kasten). Wie immer wird vom AA jedoch eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit sowie eine Haftung für eventuell eintretende Schäden nicht übernommen. Geraten wird indes, bei Buchungen generell auf Auslands-Krankenversicherungsschutz mit Rückholversicherung zu achten.
Internationale Fluggesellschaften haben Flüge - vor allem mangels Passagieren - in die Krisenregion in einzelnen Fällen annulliert (Lufthansa, British Airways, Olympic Airways, Austrian Airlines, EgyptAir). Swiss, Air France oder Aeroflot änderten ihre Flugpläne zunächst nicht. Nach Beginn des USA-Überfalls auf Irak strich die Lufthansa für Donnerstag und Freitag drei Flüge aus Frankfurt und München nach Tel Aviv und je einen Flug nach Beirut, Amman und Kuwait.
Die deutschen Reiseveranstalter meldeten zunächst keine höhere Zahl von Vertragsänderungen. Ebenso sei eine Rückreisewelle von Touristen aus Urlaubsgebieten, die an die Krisenregionen grenzen, bisher ausgeblieben.
Viele Reiseveranstalter gestatten Urlaubern bis zum 30. April wegen des Krieges kostenlose Umbuchungen von Reisen in Ziele nahe der Golfregion. Im Wesentlichen sind das Ägypten, Marokko, Tunesien, Türkei, Zypern und Vereinigte Arabische Emirate (mit kleinen Unterschieden zwischen den einzelnen Reiseveranstaltern). DRV-Sprecherin Sibylle Zeuch nannte das auf Nachfrage ein »der Situation gemäßes Zugehen der Veranstalter auf die Kunden«. Kostenlose Stornierungen, so teilen die Veranstalter bisher unisono mit, seien jedoch nicht möglich.
Der Deutsche Reisebüro- und Reiseveranstalter-Verband (DRV) und der Informationsdienstleister Infox bieten ab sofort allen Vertriebspartnern (also vor allem den Reisebüros) die Möglichkeit, aktuelle Veranstalter-Informationen und -Konditionen abzurufen. Das ist unter www.infox.de möglich. Darauf sollten Kunden im Zweifelsfall im Reisebüro aufmerksam manchen.
Als Kundenservice für den Kriegsfall in Irak hat DRV-Präsident Klaus Laepple bereits zur ITB in Berlin vor zwei Wochen angekündigt: »Kunden müssen nicht zurück ins Reisebüro oder sich selbst um Umbuchungen beziehungsweise Stornierungen kümmern, sondern die Reiseveranstalter werden Reisen in gefährdete Länder von sich aus absagen und parallel dazu Umbuchungsmöglichkeiten anbieten. Hierfür stehen hinreichende Hotelkapazitäten am westlichen Mittelmeer sowie auf den Kanarischen Inseln zur Verfügung.« Die nächsten Tage und Wochen werden da die (Kunden-)Probe aufs Exempel sein.
Eine Kundeninformation bietet derzeit allerdings offiziell weder eine der deutschen Tourismusorganisationen, noch das Auswärtige Amt - sondern im Zusammenhang mit Reisen und Tourismus möglicherweise nur ND: eine Liste der zwölf Länder, die den USA-Angriffskrieg direkt unterstützen bzw. derer, die laut Washingtoner Außenministerium zur »Koalition der (Unterstützungs-) Willigen« zählen. Hier ist sie (die Direktunterstützer kursiv gedruckt):
Äthiopien, Afghanistan,
Albanien, Aserbaidshan,
Australien, Bulgarien, Dänemark, El Salvador, Eritrea, Estland, Georgien,
Großbritannien, Island, Italien,
Japan, Kolumbien, Lettland, Litauen, Mazedonien, Nikaragua, Niederlande, Philippinen,
Polen, Portugal,Rumänien, Slowakei,Spanien, Südkorea,
Tschechien, Türkei, Ungarn, Usbekistan. - Schließlich sollte man auch diesbezüglich wissen, wo man Urlaub macht.
Internet: www.drv.de; www.auswaertiges-amt.de