nd-aktuell.de / 23.12.1991 / Politik / Seite 3

BKA: „Ergreifungsdefizit und „Bauernfängerei“

Wiesbaden (dpa). Die Sicherheitsbehörden in Deutschland wissen . zur Zeit nicht genau, wer alles zu den führenden Köpfen der aktiven Terrorismus-Szene gehört. Dies hat der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Zachert, am Wochenende in einem Interview der dpa eingeräumt. Zachert sagte: „Eine Mehrzahl von Kommandomitgliedern können wir noch nicht so personalisieren, daß wir sie steckbrieflich beschreiben könnten.“ In diesem Bereich sei noch viel Recherchearbeit notwendig. „Wir brauchen einen langen Atem, und wir sind auf die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen“, betonte der BKA-Präsident, um das „Ergreifungsdefizit“ aufzuholen. Die Bekämpfung des Terrorismus und ausländerfeindlicher krimineller

Banden seien 1992 Schwerpunkt der polizeilichen Ermittlungstätigkeit in Deutschland.

Zur Lage in Ostdeutschland meinte Zachert, die Bürger in den neuen Bundesländern seien besonders gefährdet durch „kriminelle Phänomene, die wir bei uns im Westen in den 50er und 60er Jahren kennengelernt haben, also Nepper, Schlepper und Bauernfänger“ Seit der deutschen Vereinigung gebe es hohe Zuwachsraten im Bereich vor allem des Anlagenbetrugs und des Heimarbeitschwindels, auf die die „gutgläubigen und zum Teil noch recht naiven neuen Bundesbürger ... teilweise in Scharen“ hereinfallen würden. Hier müsse die Polizei noch sehr viel Aufklärungs- und Vorbeugungsarbeit leisten.