Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Osteuropa lernte 1991 Massenarbeitslosigkeit kennen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (ADN). Die Staaten Osteuropas sind bei der Verwirklichung ihrer Wirtschaftsreformen mit der für sie bisher unbekannten Massenarbeitslosigkeit konfrontiert worden. Mittlerweile hat in einigen Ländern die Erwerbslosenquote bereits die Marke von zehn Prozent überschritten, andere bewegen sich darauf zu. Ein Ende des Arbeitsplatzabbaus wird in den kommenden Monaten nicht erwartet. Vor allem die Schließung unrentabler Produktionslinien und Betriebe, Kosteneinsparungen, der Nachfragerückgang im Inland und der zusammengebrochene Handel im RGW-Bereich haben die Arbeitslosenzahlen 1991 explodieren lassen.

In Polen sind mit mehr als 2,1 Millionen Menschen 11,1 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ohne Job. Damit hat sich die Zahl der Erwerbslosen seit Jahresbeginn etwa verdoppelt. Mit einem im September verabschiedeten neuen Beschäftigungsgesetz soll anstelle der bloßen sozialen Unterstützung eine aktive Beschäftigungspolitik treten. r

Auch in Ungarn ist ein Gesetz über Beschäftigungsgesellschaften in Vorbereitung, um den wachsenden Strom der Arbeitslosen teilweise auffangen zu können. Derzeit sind in dem Land rund 350 000 Menschen ohne Beschäftigung, die Quote stieg'auf 7,3 Prozent. Seit Januar hat sich die Zahl der Erwerbs-

losen fast vervierfacht. Befürchtet wird für 1992 ein weiteres Ansteigen auf 600 000 Personen.

Auf rund eine halbe Million gestiegen ist die Arbeitslosenzahl in der CSFR, wobei die Slowakei stärker betroffen ist. In der östlichen Teilrepublik gibt es zum einen große strukturschwache Gebiete, andererseits liegen hier die meisten Standorte der CSFR-Rüstungsindustrie, deren Konversion große Probleme hervorruft.

Rapide geklettert ist die Erwerbslosigkeit auch in Bulgarien, wo über 400 000 Menschen eine Arbeit suchen. Seit Januar hat sich die Zahl fast versiebenfacht, die Erwerbslosenrate stieg auf über zehn Prozent. Aus Rumänien mel-

dete das Bukarester Arbeitsministerium für Ende November 192 000 Arbeitslose, dies sind nur drei Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung. Die wirkliche Zahl liegt jedoch höher, weil nur jene ausgewiesen werden, die auch Unterstützung vom Staat erhalten.

Auffallend viele Arbeitslose in Osteuropa sind Menschen jüngeren Alters sowie mit mittlerer und höherer Qualifikation. So ist nicht zuletzt wegen der schrittweisen Liberalisierung des Personenverkehrs im Zuge der EG-Assoziierung Polens, Ungarns und der CSFR zu erwarten, daß sich viele von ihnen nach Arbeit im Westen umsehen werden.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal