nd-aktuell.de / 23.12.1991 / Politik / Seite 4

atomwaffenfreien Süden

Israels Friedenskräfte solidarisieren sich mit den Einwohnern von Silwan Friedensregelung nicht sabotieren lassen Nordkorea glaubt nicht an

Tel Aviv (ND-Lebrecht). Tausende Aktivisten aller Organisationen des israelischen Friedenslagers folgten am Wochenende dem Ruf der Frieden-Jetzt Bewegung und marschierten in einer langen Kolonne vom Zionsberg in Westjerusalem zum Stadtteil Silwan im besetzten palästinensischen Teil der Stadt, um sich mit den bedrängten 8000 Einwohnern zu solidarisieren.

In Silwan nisteten sich während der letzten Wochen rechtsradikale Kolonisten, unter dem Schutz der Polizei, in sieben Häusern arabischer Bewohner ein. Mit der Ak-

tion, bei der weitere 200 Häuser besetzt werden sollen, wollen die „Siedler“ das Wohnrecht der Juden in allen Teilen der „wiedervereinigten Hauptstadt Israels“ durchsetzen. Diese Aktion wurde von vielen prominenten israelischen Persönlichkeiten scharf verurteilt, da sie die israelisch-palästinensischen Beziehungen zu einem Zeitpunkt schwer belasten, da Bemühungen zu einer Friedensregelung in Gang gekommen sind.

Die Demonstranten brachten auf Plakaten zum Ausdruck, die Kolonisten würden der Regierung hel-

fen, den Friedensprozeß mit allen Mitteln zu stören. „Das, was ihnen in dieser Richtung in Madrid und Washington nicht gelungen ist, versuchen sie jetzt in Silwan, Hebron und Ramallah zu erreichen“, war der Grundtenor der Reden von jüdischen und arabischen Knesseth-Abgeordneten.

Eine Gruppe der extrem rechten KACH-Partei des Rassisten Kahane und einige der Kolonisten versuchten, die Aktion zu stören. Die Besatzer zogen starke Polizeikräfte zusammen, fanden aber keine „Gelegenheit“, einzugreifen.

Seoul (AFP). Nordkorea hat direkte Gespräche mit den USA gefordert, da es den Versicherungen Seouls, Südkorea sei nun vollständig frei von US-Atomwaffen, keinen Glauben schenkt. Dies erklärte ein Vertreter des US-Kongresses nach Angaben von Korea Broadcasting System (KBS) am Sonntag in Seoul. Der Vorsitzende des Kongreßausschusses für den asiatischen und pazifischen Raum, Solarz, hatte sich zuvor zu einem dreitägigen

Besuch in Nordkoera aufgehalten, wo er unter anderem mit Präsident Kim II Sung zusammengekommen war. Gegenüber dem südkoreanischen Außenminister habe Solarz betont, Pjöngjang glaube nur an den Abzug der Nuklearwaffen, wenn es in aller Form von Washington informiert werde.

Südkoreas Präsident Roh Tae Woo hatte jüngst erklärt, sein Land sei nach dem Abzug der US-Atomwaffen nun atomwaffenfrei.