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  • Wirtschaft und Umwelt
  • Leuna stemmt sich gegen überstürzte Privatisierung / Treuhand setzt Belegschaft, Aufsichtsrat und Vorstand unter Druck

Die Zeit des Briefe-Schreibens ist jetzt endgültig vorbei

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Nacht zuvor habe er kein Auge zugetan, gestand der Betriebsratschef der Leuna-Werke, Wolfgang Weise, nach der zweieinhalbstündigen Betriebsversammlung am vergangenen Donnerstag im überfüllten Leunaer Kulturhaus. „Ich hatte Angst, daß unsere Leute soviel Angst haben, daß sie gar nicht mehr bereit sind, auf die Straße zu gehen“, sagte er. Vor der Versammlung gab es kollektiv Weigerungen, mit Unterschriften die Tarifforderungen der Gewerkschaft zu unterstützen.

Auch während der Betriebsversammlung seien die Leuna-Werker noch „butterweich“ gewesen, befand ein Kenner der Szene. Die Belegschaft wirkt verunsichert. Manche im Kulturhaus machten die gewendeten „Edelkommunisten“ in den Chefetagen für alles verantwortlich, andere sahen den Grund fürs Übel im Modrowschen Treuhand-Gesetz vom Juni 1990, obwohl der da längst nicht mehr das Sagen hatte. Dritte vermuteten, daß das „rote Leuna“ wegen politischer Unliebsamkeit zugemacht werden soll.

Einig war man sich nur in den Buh-Rufen gegen die Treuhand und die CDU-Landtagsfraktion, deren Vorsitzender unter Gelächter die „politische Haftung“ für das persönliche Versprechen des Bundeskanzlers übernahm, die Chemiestandorte zu erhalten. „Wenn zehn oder zwanzig Prozent der Arbeitsplätze bleiben - das ist keine Erhaltung des Standorts“, meinte der stellvertretende IG Chemie-Vorsitzende Wolfgang Schultze ganz unmißverständlich.

Soviel Arbeitsplätze werden aber übrig sein, wenn sich die derzeitigen Privatisierungs-Konzepte durchsetzen. „Wir weisen auf die Gefahr hin, daß die potentiellen Erwerber, soweit bekannt geworden ist, die Neuanlagen im wesentlichen auf die Herstellung von Kraftstoffen und Heizölen auslegen wollen, anstatt die Raffinerie als Kern eines großen petrochemischen Komplexes auszubauen. Damit würden von den augenblicklich 13 400 Arbeitsplätzen maximal 1500 bis 2 000 garantiert...“, erklärte der Leuna-Aufsichtsrat schriftlich nach seiner Sitzung am 10. Dezember.

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