nd-aktuell.de / 23.12.1991 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 10

zum Parteitag

Aller guten Dinge sind drei..., aber die Einschätzung des Parteitages geben letztlich nicht Medien, sondern die Delegierten mit ihrer Arbeit.

Hohes Niveau vieler Diskussionen und ausgeprägtere Bereitschaft, politische Handlungsfähigkeit zu entwickeln (vor allem in der von Gregor vorgeschlagenen Entschließung zur politischen Arbeit der PDS).

Wir haben uns radikal zu offenen Grenzen bekannt, dazu, daß wir Menschen, die abgeschoben werden sollen, auch dem Zugriff staatlicher Gewalt entziehen werden, z.B. indem wir sie verstecken.

Der Parteitag hat sicher nicht alle Erwartungen erfüllt (konnte er das überhaupt?), keinesfalls wäre er aber für mich ein Grund zum Austritt gewesen.

Er beinhaltet mehr Chancen für eine unke Politik, als es vielleicht an seiner Oberfläche deutlich geworden ist.

Der Parteitag entsprach weitgehend meinen Erwartungen.

Die 2 wichtigsten Ergebnisse: Keine Richtungsentscheidung, dadurch bleibt die Dikussion offen; klare Aussagen zur Asyl- und Sozialpolitik, die uns als eindeutig antifaschistische Partei und Opposition charakterisieren.

Der Parteitag hat die PDS bei ihrer Profilierung vorangebracht.

Wechselbad der Gefühle.

Besser als seine Stimmung und auch besser, was mensch über ihn lesen kann.

Es zog mehr Toleranz und Akzeptanz ein, aber leider haben Leute aufgegeben, die für mich sehr wichtig sind.

Majakowski nannte Sitzungen den „Sieg des Hintern über den Geist“, was für Parteitage nur bedingt zutrifft, weil es dort auch Augenblicke gibt, in denen durch Reibung in der Debatte, Gedankenfunken entstehen, die den Geist erhellen.

Der Parteitag zeigte Vernunft, manchmal war diese überfordert - vor allem im Streit.

Die Unzufriedenheit der Medien läßt mich zufrieden sein.

Ein Mammutprogramm, das aber doch bewältigt wurde, überwiegend interessante, sachliche Diskussionen zu inhaltlichen Fragen, Personalentscheidungen, welche die Tätigkeit der PDS gewiß nicht erleichtern werden.

Ohne PDS ist die Entwicklung einer wirkungsvollen sozialistischen Bewegung in den 90er Jahren in der BRD undenkbar; ob die PDS dieser Verantwortung gerecht werden kann, ist aber noch offen.

Sie ist viel lebendiger als viele denken, und auch ich oft dachte.

Gegenwärtig notwendiger denn je und für mich politische Heimat, siehe auch vorherige Antwort.

Die PDS ist in einem Übergangsprozeß, wobei sie vor der Aufgabe steht, das Woher nicht nur formal, sondern inhaltlich zu bestimmen; das Wohin teilweise erst zu erarbeiten.

In der konkreten Oppositionspolitik kann die PDS sich beweisen.

Alles ist relativ, ich kenne in der BRD zumindest keine andere, in der ich lieber wäre.