nd-aktuell.de / 23.12.1991 / Sport / Seite 11

Mit K.K. im Widerstreit Von HEINZ SCHUMACHER

Gespräche hinter den Kulissen: Ausgerechnet an dem Tag, als Katrin Krabbe in Baden-Baden zur Sportlerin des Jahres gekürt wurde, fragte eine große westdeutsche Zeitung, wieso eigentlich die blonde Sprint-Weltmeisterin auf so viele Vorbehalte in der Öffentlichkeit stoße. Die junge Dame, in Baden-Baden mit dieser Frage konfrontiert, reagierte ausgesprochen patzig, so als wollte sie die Bestätigung für jene (unterstellten?) Vorbehalte nachliefern: „Ich will so bleiben, wie ich bin.“

Der greise NOK-Präsident Willi Daume drückte sich diplomatisch aus: „Katrin Krabbe ist eine wunderbare Athletin. Aber sie redet manchmal etwas daher, was sie besser nicht sagen würde.“

„Können Sie ihr nicht ein bißchen von Ihrer Lockerheit und Fröhlichkeit vermitteln“, wurde die ebenso hübsche Hochsprung-Weltmeisterin Heike Henkel gefragt, „damit sie ein bißchen weniger verbiestert und verbissen wirkt?“ Heike Henkel sehr kollegial: Katrin Krabbe sei noch sehr jung in diesem Metier. Sie werde die Kurve schon noch kriegen.

„Wer sich ein Negativ-Image aufbauen will, kann bei Katrin in die Lehre gehen“, sagte der Ressortleiter einer großen schwäbischen Zeitung. Aber vielleicht pfeift K.K. darauf, geliebt zu werden. Vielleicht genügt es ihr, wenn man Respekt vor ihr hat. Immerhin aber haben ausgerechnet diejenigen, mit denen die attraktive junge Frau am meisten Ärger hat, sie als Nummer 1 im deutschen Sport gewählt. Anlaß für einen heilsamen Denkprozeß?

Gespräch mit Stefan Kuntz (vom 1. FC Kaiserslautern): „Ist es schwer, so oft und so lange Zeit im Startloch zu schmoren und auf den ersten Einsatz in der Nationahnannschaft zu warten?“ Antwort: „Besser als vier Fehlstarts ist doch ein Blitzstart nach langer Wartezeit.“

„Heben Sie damit auf Seoul 1988 und den armen Hingsen ab?“

„Eben nicht. Genau deshalb habe ich nicht von drei, sondern von vier Fehlstarts gesprochen.“ Stefan Kuntz - Gentleman und Schlitzohr.

Und Michael Stich, Sportler des Jahres, maliziös im kleinen Kreis: „Ich werde mich hüten, über politische Fragen Statements abzugeben. Das überlasse ich Leuten, die mehr davon verstehen.“

Boris, hör' die Signale!