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  • Sport
  • Ein deutscher Trainer verhinderte deutschen Rodelsieg

Alle Neuner in der alten Fabrikhalle

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Deutscher schlug den Deutschen ein Schnippchen. Und das gründlich. Klaus Bonsack aus Oberhof, über Jahre der Tüftler und „technische Kopf“ im DDR-Schlittensport, war vorige Saison von den Österreichern als neuer Cheftrainer verpflichtet worden, so daß der 50jäh-'rige der drohenden Arbeitslosigkeit im Thüringischen entfliehen konnte.

28 Jahre mußten die Österreicher auf diese Stunde warten, bis nach Helene Thurner - beim Rodel-Olympiadebüt 1964 Dritte - wieder ein olympischer Medaillengewinn

gelang. Und das noch dazu doppelt durch die Neuner-Schwestern Doris mit Gold und Angelika mit Silber, und mit mehr als einer halben Sekunde vor Erdmann. „Seit Klaus Bonsack bei uns ist, hat es irgendwie gefunkt. Seine Erfahrung, seine Ruhe tun uns gut. Wir fahren gelöster, weniger gehemmt“, versuchte Doris Neuner, die mit 20 Jahren zwei Jahre jüngere unter den beiden Schwestern, den Senkrechtstart zu erklären.

„Entscheidend aber war das Experiment, das der neue Trainer mit uns einging, als er letzten Sommer ein Starttraining auf Eis inszenierte. So etwas machten wir früher nicht.“ Bonsack suchte lange nach

einer geeigneten Trainingsstätte im Grünen. Er spürte schließlich 2.0 Kilometer von Innsbruck-Igls entfernt in einer Schlucht eine alte, fast zerfallene Fabrikhalle auf. Dort, unterm Dach, wurde eine von ihm erdachte Startrampe aus Beton gemauert und vereist. „Manchmal war das Starttraining schon zermürbend“, erzählte Doris Neuner. Aber der umwerfende olympische Erfolg lohnte alle Mühen.

„Rivalität oder gar Neid gibt es unter uns nicht“, räumte Doris ein. „Im Gegenteil, würden wir uns in all den Jahren nicht gegenseitig so viel Mut zugesprochen haben, wären wir vielleicht gar nicht mehr dabei“, ergänzte Angelika.

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