Eisern

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 2 Min.
Nicanor Duarte Frutos

Der ehemalige Journalist wurde am Sonntag zum neuen paraguayischen Präsidenten gewählt

Der neue Präsident Paraguays, Nicanor Duarte Frutos, kommt aus der Opposition - allerdings aus der innerparteilichen. An der unumschränkten Vorherrschaft der seit 56 Jahren regierenden Colorado-Partei ändert sich nach den Wahlen von Sonntag nichts, aber bekanntlich macht der Ton die Musik. Und im Wahlkampf profilierte sich der 46-Jährige pikanterweise in erster Linie als Kritiker seines Parteikollegen, des noch amtierenden Präsidenten Luis González Macchi, der wegen Korruption und offensichtlicher Unfähigkeit die Sympathien aller Paraguayer verspielt hat.
Der fünffache Familienvater Duarte Frutos genießt Sympathien bei der Bevölkerung, weil er den Ruf eines ehrlichen Politikers hat. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger González Macchi, der 16 Millionen US-Dollar unterschlagen haben soll und einschlägige Untersuchungen zu blockieren vermochte. Duarte Frutos hat versprochen, mit eisernem Besen zu kehren. Die entschlossene Bekämpfung der Korruption und der Steuerhinterziehung sowie die Ankurbelung der Produktion hat er zu Fundamenten seiner Politik erklärt. Bei der Korruptionsbekämpfung soll das gute Beispiel der Regierung Vorbild sein - der neuen versteht sich. Schon in früheren Regierungen war Duarte Frutos als Bildungs- und Kulturminister Teil der Administration, deren Neigung zu korruptem Verhalten er nun den Garaus machen zu können glaubt. Sein Argument: »Ich bin der Chef und ich lege die Regeln fest.«
Bereits mit 14 Jahren schloss sich Duarte Frutos der Colorado-Partei an. In der Partei, einem Sammelbecken unterschiedlicher Strömungen, verschaffte er sich Respekt, als er sich für den Parteiausschluss des einflussreichen Putsch-Generals Lino Oviedo stark machte. Letzterer flüchtete inzwischen ins brasilianische Exil, um der Strafverfolgung wegen seiner mutmaßlichen Verwicklung am Mord an dem Vizepräsidenten José María Argañas 1999 zu entgehen.
Den Vorschusslorbeeren gerecht zu werden, wird für Duarte Frutos nicht einfach werden. Das Land macht eine der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte durch, das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2002 um 4,4 Prozent. Rund zwei Drittel der 5,7 Millionen Einwohner leben unter der Armutsgrenze. Die Wirtschaft des Agrarstaates wieder in Schwung bringen, ohne jemanden zu entlassen, hat sich Duarte Frutos auf die Fahnen geschrieben. Ein sympathischer Ansatz in neoliberalen Zeiten.
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