nd-aktuell.de / 29.04.2003 / Kultur

Aus zwei mach eins

Am 1.Mai sind ORB und SFB im RBB vereint

Hanno Harnisch
Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) verabschiedet sich heute und am Mittwoch von seinen Zuschauern. Besinnliches und Unterhaltsames aus der Geschichte des Senders steht noch einmal auf dem Programm. Gezeigt werden Impressionen von der ersten bis zu letzten Sitzung des ORB-Rundfunkrats, des zentralen Gremiums des Senders, der heute Nachmittag seine 100. und auch seine letzte Sitzung haben wird. Übertragungen von Sitzungen sind nicht grade ein Quotenrenner, lassen aber Entscheidungen - so man denn will - zumindest transparenter einherkommen.
Beim SFB-Rundfunkrat war schon gestern Schluss. Die Politik feiert ihren Erfolg gebührend. Empfänge mit dem Regierenden Bürgermeister und dem Ministerpräsidenten setzen einen Schlusspunkt unter die Geschichte zweier Sender. Der eine wurde fünfzig Jahre alt, der andere ehelicht im zarten Pubertätsalter von zwölf.
Am 1. Mai startet der aus ORB und SFB fusionierte Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Das ist der Tag des offiziellen Amtsantritts der ersten Intendantin in der 50-jährigen ARD-Geschichte, Dagmar Reim. Noch steht sie allein an der Spitze der neuen Anstalt. Das kann sich nach der Rundfunkratsitzung des RBB am 5. Mai schon ändern. Wer werden ihre neuen Direktoren - oder auch Direktorinnen - sein? Wir werden berichten, nicht spekulieren. Haben sich doch mit dem Intendantenposten im Vorfeld auch alle gründlich vergaloppiert - selbst die Regierungschefs beider Länder -, die Ulrich Deppendorf vom WDR favorisierten.
Die Intendantin der neuen ARD-Anstalt für Berlin-Brandenburg ist jetzt eine gefragte Gesprächspartnerin. Sie sieht - sehr selbstbewusst - eine Renaissance für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die »Hochphase der kommerziellen Konkurrenz, in der niemand mehr viel auf die Zukunft von ARD und ZDF gab«, sei mittlerweile vorbei, sagte die Katholikin dem Evangelischen Pressedienst. Bis Ende September will Reim für den RBB die noch offenen, zentralen Richtungsentscheidungen getroffen haben. Dazu gehörten sowohl die Standortfragen von Redaktionen und Direktionen als auch die Entscheidung, ob sie selbst in Berlin oder Potsdam ihr Hauptbüro beziehen wird.
Was verändert sich nun ab dem 1.Mai? So komisch das klingt, erstmal nichts. Außer den provisorischen Senderlogos, die dann oben links in den Bildschirmecken auftauchen werden. Fest steht schon jetzt, dass »nicht vor dem Spätherbst«, so die SFB-Pressestelle, die beiden dritten Fernsehprogramme zusammengelegt werden sollen (mit einem Regionalfenster für die »Abendschau« und »Brandenburg aktuell«). Bewährtes soll erhalten werden. Trotzdem wird es nicht einfach werden, die Sehgewohnheiten der Berliner und Brandenburger unter einen Hut zu bringen. Ein Knick in der Quote wird wohl kaum zu vermeiden sein. Da ist es mit dem Radio schon einfacher. »Radio eins« entwickelte sich zum Kultsender. »Fritz« ist es schon lange. Und die Landeswellen haben deutlich zugelegt. Im Hörfunk soll es künftig auch nur noch ein Kulturprogramm geben.
Wenige Stunden vor dem In-Kraft-Treten des Zusammenschlusses von ORB und SFB zum RBB kann man auf beiden Sendern noch einmal einen Einblick in den medienpolitisch einmaligen Fusionsprozess nehmen. Über ein Jahr lang wurden Mitarbeiter beider Häuser begleitet. Gezeigt wird das erste »zaghafte« Aufeinandertreffen bis hin zu ersten gemeinsamen Sendungen. Die Dokumentation »Zwei Länder - ein Sender« ist morgen zeitgleich um 20.15 Uhr im ORB und im SFB1 zu sehen.
Glück auf den Weg, RBB!