Mobil ohne Barrieren

Öffentlicher Nah- und Fernverkehr soll für Leute mit Handikaps zugänglicher werden

  • Larissa Schulz-Trieglaff
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Politiker und Verkehrsunternehmer diskutierten mit Vertretern der Behindertenverbände in Berlin, welche Hindernisse in Bus, Bahn und Flugzeug Rollstuhlfahrern, blinden und gehörlosen Menschen das Reisen schwer macht. »Barrierefreiheit im Öffentlichen Personennahverkehr«, so lautet das Kongress-Motto.


Anja* studiert Psychologie. In ihr Institut in Berlin-Mitte kommt sie ohne große Probleme, da die U-Bahnhöfe in dem Bezirk, in dem sie wohnt, und in der Nähe ihrer Uni seit einigen Jahren einen Aufzug haben. Seit 15 Jahren ist die 38-Jährige an den Rollstuhl gefesselt, damals erkrankte sie an Multipler Sklerose. Problematisch wird es für die aktive Studentin, wenn sie eine Kommilitonin oder Freundin besucht. Meistens muss sie große Umwege in Kauf nehmen, da noch nicht alle U- und S-Bahnhöfe rollstuhlgerecht ausgestattet sind. Oder da viele Straßenbahnen und Busse nur über zwei Stufen zugänglich sind. Richtig unangenehm wird es, wenn ein Aufzug kaputt ist. Dann bleibt Anja nichts anderes übrig, als sich von anderen U- und S-Bahnfahrern hoch- oder runtertragen zu lassen.
10 Prozent der Menschen in Deutschland haben eine Behinderung. Von rund 20 Prozent aber geht Karl Herrmann Haack, Behindertenbeauftragter der Regierung, aus, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Dazu zählen Senioren, kleine Kinder und Menschen, die mit sperrigem Gepäck reisen. Laut dem Bundesgleichstellungsgesetz, das im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, sind Politik und Verkehrsunternehmen dazu verpflichtet, alle Barrieren zu beseitigen. »Die Verabschiedung des Gesetzes heißt noch lange nicht, dass es auch umgesetzt wird«, räumte Haack ein.
Dennoch gibt es schon einige Städte, die sich sehen lassen können. Ein internationales Preisausschreiben, bei dem sich 56 Unternehmen aus 46 Ländern beworben haben, kürte Nürnberg zu der Stadt, in der Menschen mit Handikaps in öffentlichen Verkehrsmitteln am wenigsten behindert werden, berichtete Angelika Mertens, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium. Das reicht von umfassenden Informationen über barrierefreie Zugänge zu den Bahnhöfen bis zum niveaugleichen Einstieg, so Adolf Müller-Hellmann vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Die Verkehrspolitik der bayerischen Stadt habe sich auf Blinde, Gehörlose und Rollstuhlfahrer eingestellt. Schließlich nütze ein Aufzug nichts, wenn ein Rollstuhlfahrer nicht in die U-Bahn einsteigen könne. Die Kettenprobleme seien hier gelöst worden, so Müller-Hellmann.
Skeptischer äußerte sich Walter Hirrlinger, Chef des Sozialverbandes VdK Deutschland: »In den letzten 25 Jahren hat sich etwas getan, und trotzdem ist die barrierefreie Beförderung noch nicht realisiert«. An den Nahverkehrsplänen würde es noch hapern, auch gebe es noch zu wenig Aufzüge, zu wenige Niederflurbahnen, dafür zu viele schlecht hörbare Anzeigen, kritisierte er. Nürnberg ist da wohl doch ein Ausnahme. Auch bemängelte Hirrlinger die Streichung der Interregios, in denen Behinderte kostenlos reisen konnten. »Das Schwierigste ist, die Barrieren in den Köpfen der Menschen aufzuheben«, sagte Hirrlinger.
* Name geändert
Anja* studiert Psychologie. In ihr Institut in Berlin-Mitte kommt sie ohne große Probleme, da die U-Bahnhöfe in dem Bezirk, in dem sie wohnt, und in der Nähe ihrer Uni seit einigen Jahren einen Aufzug haben. Seit 15 Jahren ist die 38-Jährige an den Rollstuhl gefesselt, damals erkrankte sie an Multipler Sklerose. Problematisch wird es für die aktive Studentin, wenn sie eine Kommilitonin oder Freundin besucht. Meistens muss sie große Umwege in Kauf nehmen, da noch nicht alle U- und S-Bahnhöfe rollstuhlgerecht ausgestattet sind. Oder da viele Straßenbahnen und Busse nur über zwei Stufen zugänglich sind. Richtig unangenehm wird es, wenn ein Aufzug kaputt ist. Dann bleibt Anja nichts anderes übrig, als sich von anderen U- und S-Bahnfahrern hoch- oder runtertragen zu lassen.
10 Prozent der Menschen in Deutschland haben eine Behinderung. Von rund 20 Prozent aber geht Karl Herrmann Haack, Behindertenbeauftragter der Regierung, aus, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Dazu zählen Senioren, kleine Kinder und Menschen, die mit sperrigem Gepäck reisen. Laut dem Bundesgleichstellungsgesetz, das im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, sind Politik und Verkehrsunternehmen dazu verpflichtet, alle Barrieren zu beseitigen. »Die Verabschiedung des Gesetzes heißt noch lange nicht, dass es auch umgesetzt wird«, räumte Haack ein.
Dennoch gibt es schon einige Städte, die sich sehen lassen können. Ein internationales Preisausschreiben, bei dem sich 56 Unternehmen aus 46 Ländern beworben haben, kürte Nürnberg zu der Stadt, in der Menschen mit Handikaps in öffentlichen Verkehrsmitteln am wenigsten behindert werden, berichtete Angelika Mertens, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium. Das reicht von umfassenden Informationen über barrierefreie Zugänge zu den Bahnhöfen bis zum niveaugleichen Einstieg, so Adolf Müller-Hellmann vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Die Verkehrspolitik der bayerischen Stadt habe sich auf Blinde, Gehörlose und Rollstuhlfahrer eingestellt. Schließlich nütze ein Aufzug nichts, wenn ein Rollstuhlfahrer nicht in die U-Bahn einsteigen könne. Die Kettenprobleme seien hier gelöst worden, so Müller-Hellmann.
Skeptischer äußerte sich Walter Hirrlinger, Chef des Sozialverbandes VdK Deutschland: »In den letzten 25 Jahren hat sich etwas getan, und trotzdem ist die barrierefreie Beförderung noch nicht realisiert«. An den Nahverkehrsplänen würde es noch hapern, auch gebe es noch zu wenig Aufzüge, zu wenige Niederflurbahnen, dafür zu viele schlecht hörbare Anzeigen, kritisierte er. Nürnberg ist da wohl doch ein Ausnahme. Auch bemängelte Hirrlinger die Streichung der Interregios, in denen Behinderte kostenlos reisen konnten. »Das Schwierigste ist, die Barrieren in den Köpfen der Menschen aufzuheben«, sagte Hirrlinger.
* Name geändert

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