Entdeckung an der Revaler Straße

Trommelbauer tüftelten neue Technik in ihrer Werkstatt aus

Trommeln, wohin das Auge blickt: Riesige, bauchige Teile und ihre kleineren Ebenbilder, konisch geformte und zylindrische, fertig zum Verkauf, teilen sich den Platz mit halbfertigen Gebilden. In den Werkstätten und im Lager stapeln sich Holzreifen und Gummischläuche, ein stechender Geruch hängt in der Luft. Als Quelle entpuppt sich ein Raum voller Regale, auf denen sich Ziegen-, Pferde- und Fischhäute stapeln. David Roman Drums gbR nennt sich, nach ihren Gründern David Faulwasser und Roman Dill, die Trommelbauwerkstatt im ersten Stock des Stoff- und Gerätelagers an der Revaler Straße. Die kleine, vor vier Jahren gegründete Firma ist eines der rund 40 Projekte, die sich unter dem Dach des RAW tempel e.V. auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes versammelt haben. Mit einem neuartigen Konzept des Trommelbaus wollen die beiden Partner den Markt erobern. Schon jetzt werden die Produkte per Internet in über 20 Länder vertrieben, allerdings noch in geringen Stückzahlen. »Das wird schon noch mehr«, ist Dill sich sicher. Das Konzept der »Pneumatischen Luftschraubenverstellung« wirkt tatsächlich bestechend einfach. Die Membran der Trommel wird über einen großen Holzreifen gespannt, der von einem Schlauch umgeben ist, ähnlich wie bei einem Fahrradreifen. Mit einer normalen Luftpumpe kann der Benutzer den Schlauch aufpumpen und so der Trommelhaut die gewünschte Spannung geben. Simpel, aber schnell und wirkungsvoll. Für einen ausgewogenen Klang sollen außerdem die natürlichen Materialien sorgen, mit denen die Trommelbauer arbeiten: Die Membran besteht aus Tierhäuten statt aus synthetischem Material, das Gehäuse aus Holz und Lehm. »Wir nutzen traditionelles Wissen, das von Generation zu Generation weitervererbt wurde«, heißt es auf der Website. Neben den zwei Partnern arbeiten ein Angestellter und zwei Praktikanten in den spartanisch ausgestatteten Werkstätten. Das alte Gebäude ist alles andere als komfortabel, nicht einmal eine Heizung oder Öfen gibt es, was im Winter zu wochenlangen Ausfällen führt. Wettgemacht werden die erschwerten Arbeitsbedingungen durch die kreative Stimmung im Haus. Als einziges der vier RAW-Gebäude hatte das Gerätelager von Anfang an ein Hausplenum, dessen Mitglieder sich regelmäßig treffen. Unter den zehn Projekten sind Akrobaten und Musiker, Aufträge werden untereinander vergeben. Neben den Werkstätten gibt es Tonstudios und Proberäume, im großen Saal des einstigen Ambulatoriums nebenan finden regelmäßig Konzerte statt. Auch die Trommelbauer organisieren zusammen mit der Cross Culture Music-Agentur jeden Monat einen Auftritt mit experimenteller Musik. »Wir verstehen uns als Netzwerk«, so Dill. Kreative Impulse inbegriffen. Mittlerweile hat sich ein zweiter Instrumentenbauer eingefunden, der ein neues Blasinstrument namens Elasto- phon erfunden hat. Experimentelle Konzerte gibt es am 2. und 30. Mai sowie am 27. Juni, jeweils um 21 Uhr, im Ambulatorium in der Revaler Straße 99 in F...

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