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Werftenbrei

  • Dietmar Riet
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Werftenentscheidung fällt in der Treuhand. Vielleicht hat die Treuhand-Präsidentin diesen Satz nur einmal zuviel gesagt, um ihr vorbehaltlos folgen zu können. Zu viele Köche rühren im Werftenbrei. Haben sie ihn verdorben?

Bislang ist jedenfalls nur das Kerngeschäft im Schiffbau kurz vor dem rettenden Ufer. Noch muß der Treuhand-Verwaltungsrat urteilen, noch müssen die Bundesregierung und die EG ihr „Ja und Amen“ dazu sagen. Unbestreitbar aber bleibt: Der „letzte große Treuhandverkauf“ hat den Aufstieg von der Provinzposse zur Bonner Chef-Gala geschafft.

Dank der Schiffbauer von der Küste. Ohne den Druck, den sie machten, gäbe es heute noch nichts als Theaterdonner in Mecklenburg. Dabei bedeutet Zeit in diesem Falle nicht nur Geld, sondern auch Leben an der Ostseeküste.

Die Treuhand hat einen politischen Drahtseilakt ohnegleichen hinter sich. Es ist eine Entscheidung gegen keinen der einseitig politisch favorisierten Auswege aus dem Schiffbau-Dilemma gefallen, aber auch keine für einen solchen. Die Liberalen kommen zu ihrem Recht, die den Brocken zerstückeln wollten. Die Christdemokraten, die wendig ihre Stimmung der Situation anpaßten und die Branche zu erhalten trachteten, ebenfalls. Und auch der Bundeskanzler, dem das krause Provinz-Gezänk nicht in den Kram paßte. Jedermann ist somit Recht getan.

Doch das ist, wie sich wieder einmal zeigt, wirklich eine Kunst, die niemand kann. Die Schiffbauer und die IG Metall werden sich von der Idee verabschieden müssen, daß von einstmals 40 000 letztlich wenigstens 14 500 Schiffbau-Arbeitsplätze bleiben. Deshalb beharren sie auch auf ihrer Forderung nach einer Verbundlösung. Sonst zahlen alle drauf - mit dreistelligen Millionenbeträgen als „Lastenausgleich“ für die Käufer.

Der jetzige Werftenbrei ist nicht die erstbeste Lösung, aber noch viel weniger ist diese die beste. Parteiräson hat nun einmal ihren Preis.

DIETMAR RIETZ

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