nd-aktuell.de / 11.03.1992 / Kultur / Seite 6

Und dann auf dem Absatz umgedreht und zurück nach Berlin?

Dachte ich mir so: Aber mit einem Mal sagten sie mir, daß ich die ganze Woche bleiben müßte. Ich war noch an der Volksbühne, und die Optimistische Tragödie sollte aufgezeichnet werden. Aus technischen Gründen wurde das verschoben. Dennoch flog ich nach Berlin und sagte der Intendanz: Ich habe das Böse schon gemacht. Ich habe ohne Arbeitsgenehmigung eine Premiere in Köln gerettet. Die sagten, Hauptsache, du schmeißt hier keine Aufführung. Ich spielte noch „Schluck und Jau“, „Mensch Meier“, „Biberpelz“ war ausgesetzt, weil Marianne Wünscher im Krankenhaus war, und dann.war noch „Optimistische Tragödie“. Es ist kein einziges Stück abgesetzt worden, weil ich weg war. Ich habe keinen in die Pfanne gehaun, andere sind einfach weggeblieben'. Das habe ich nie getan.

Dann ging's los. Der Manfred Karge sagte, jetzt können wir die „Courage“ machen. In Berlin war es ja nichts geworden, da hatte die Brecht-Tochter gesagt, die Schlampe zieht mir den Karren

nicht. Im Herbst 87 war Courage-Premiere in Köln. Da kam der Kultur-Attache der DDR aus Bonn, und zu dem hab ich gesagt, sehn Sie mal, soweit mußte ich fahren, um die Courage zu spielen, konnte das nicht in Berlin stattfinden? Ich fühlte mich aber sehr gut in Köln.