nd-aktuell.de / 11.03.1992 / Brandenburg / Seite 7

BE soll bis zur neuen Spielzeit privat sein

(ADN/DPA). Spätestens bis zum Beginn der neuen Spielzeit soll das Berliner Ensemble in eine gemeinnützige GmbH überführt sein. Die fünf Mitglieder der künstlerischen Leitung - die Regisseure Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Heiner Müller, Peter Palitzsch und Peter Zadek - werden sich laut Senatsbeschluß vom Dienstag zu je 20 Prozent am Gesellschafterkapital von insgesamt 100 000 Mark beteiligen. Sie werden als Intendant, Oberspielleiter, Chefdramaturg und Hausregisseure wirken. Das Haus erhält vom Senat jährlich einen Zuschuß von 24,5 Millionen DM.

Nach Ansicht von Kultursenator Roloff-Momin wird das „international bekannteste Theater Berlins“ in eine neue Zukunft geführt. Es bestehe die große Möglichkeit,

daß die fünf Künstler etwas auf die Bühne bringen, was er „deutschdeutschen Dialog“ nennen würde. Anstelle der bisherigen Repertoire-Spielweise sei ein En-Suite-Programm geplant, zu dem jeder der fünf Regisseure jährlich eine Inszenierung beisteuern soll. Für ihre Leitungstätigkeit erhalten sie jeweils ein Honorar von 120 000 Mark.

Die Mitarbeiter des BE äußerten große Vorbehalte gegen die beabsichtigte Form der Privatisierung des Theaters. In einem Brief der Gewerkschaftsgruppen des Theaters an die Fraktionen im Abgeordnetenhaus wird Unverständnis darüber geäußert, „daß der Senat die Verantwortung niederlegt und nicht die Trägerschaft als landeseigene GmbH übernimmt“.