nd-aktuell.de / 11.03.1992 / Politik / Seite 11

99 Am besten ist. Gras über die Sache wachsen zu lassen“

Serjoscha ist „Altenburger“. Seit drei Jahren lebt der Fliegerhauptmann aus Woronesh mit seiner Familie in der thüringischen Kreisstadt, und er wurde es wohl noch eine Zeitlang aushalten. So betont herzlich wie vor der Wende sei das Verhältnis zu den Einheimischen nicht mehr, sagt er, aber Probleme oder gar Anpöbeleien gebe es nicht. Daß er mit seiner MiG 29 die Leute im Umkreis der Stadt so manches Mal um ihren Schlaf gebracht hat, raubt dem Hauptmann den Schlaf nicht: „Tschto delatj?“ - Was tun? Im Moment weiß Serjosha weder was mit ihm, noch was mit den Jagdflugzeugen wird. Die Meldung, daß Präsident Jelzin die Maschinen verkaufen will, hält er für eine Zeitungsente. Sicher weiß er nur eines: Daß er im Mai packen muß, denn bis zum Sommer soll der Militärflugplatz Altenburg/Nobitz geräumt sein. Darüber, wer die neuen Nutzer sein werden, zerbricht sich Serjosha nicht den Kopf, er hat genug eigene Sorgen. Und viel Zeit, denn vom Boden heben die Maschinen nur noch selten ab.