nd-aktuell.de / 14.03.1992 / Politik / Seite 5

Von Bush gejagt

Nicht nur exzellente Musik war zu erleben auf .dem Konzert des US^ Amerikaners Tom Petty und seinen Heartbreakers am Dienstag in der Deutschlandhalle. Der Halbindianer mit der näselnden Stimme und dem „No Nukes“-Stirnband brachte eigene Hits wie „Into The Great White Open“ oder „Free Falling“, Blues-Standards wie den unvergänglichen Canned-Heat-Klassiker „On The Road Again“ und gab, zur Überraschung des Publikums, all seinen musikalischen Mitstreitern die Möglichkeit, ihr Können separat unter Beweis zu stellen. Doch dann geschah gänzlich Unerwartetes: Stroboskoplicht flacker-

te auf, aus einer stilisierten Baumwurzel kamen drei Gestalten, deren Gesichtszüge im „Hurra Deutschland“-Look an Ronald Reagan, Richard Cheney und George Bush erinnerten, und jagten den Sänger über die Bühne. Der hielt den Dreien eine übergroße Peace-Plakette entgegen, und die reagierten wie der Vampir beim Erblicken des Kruzifix'. Die Menge johlte, und Tom Petty hatte erreicht, was er wollte: Eine Message übermitteln, ohne den Zeigefinger erheben zu müssen. Nötig hat er das nicht; daß er es trotzdem tut, macht ihn dreifach symphatisch. Auf Platte, live und im Alltag. t.b.