Missis Nobody
Die Öffentlichkeit war wohl ebenso überrascht wie sie selbst: Im Gefolge der derzeitigen FDP-internen Machtkämpfe rutschte mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger eine Frau an die Spitze des Justizministeriums, über die außer wenigen biographischen Daten kaum etwas bekannt ist. Selbst einschlägige Nachrichtenagenturen und Tageszeitungen konnten sich nur ein paar dürftige Zeilen abringen.
SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER: Mehr als Lückenbüßerin und Quotenfrau? Foto: AP
Sehr verwunderlich ist dies auch nicht, denn die 40jährige aus Oberbayern sitzt erst seit der letzten Wahl im Bundestag. Zuvor diente sie den bayerischen Liberalen vor allem auf lokaler und regionaler Ebene. Auf die studierte Juristin und einstige Regierungsdirektorin warten nun etliche Probleme, mit denen sich ihr Vorgänger Kinkel gerade herumschlug: Eigentumsfragen, Honecker-Auslieferung, Behandlung von RAF-Häftlingen... Ob die neue Ministerin all dem gewachsen ist, wird sich zeigen. Immerhin mutmaßten Beobachter der Bonner Szene noch am Montag, Kinkel könne gar nicht von seinem Amt als Justizminister fort, weil die FDP über keinen kompetenten Ersatzmann verfüge.
Nun ist es eine Frau, und es bleibt abzuwarten, ob sie mehr als Ersatz bieten kann. Ein ausgewiesener Jurist und Politiker wie Burkhard Hirsch hatte in den FDP-Führungsgremien gegen sie keine Chance - weniger aufgrund der fachlichen Fähigkeiten als vielmehr wegen innerparteilicher Flügelkämpfe.
HUBERT WOLF
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