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Hoffähig?

  • Dieter Bert
  • Lesedauer: 2 Min.

„Jugendliche wie alle anderen“, so der Lichtenberger Jugendstadtrat Wolfgang Powierski über die von Naziführer Priem angeleitete Gruppe, sind diese bestimmt nicht. Und daß Priem, auf dessen Anrufbeantworter Maschinengewehrfeuer rattert, jetzt die SPD bei ihrer bezirklichen Jugendarbeit unterstützen will, davon kann wohl keine Rede sein.

„Blauäugigkeit“ wird jetzt von einigen gesagt, aber das ist viel zu milde ausgedrückt. Da setzt sich vor Wochen in einem „Geheimtreffen“ der Jugendstadtrat mit den Neonazis zusammen und bezeichnet die Nichtinformation des bezirklichen Jugendhilfeausschusses als „üblichen Gang der Dinge“.

Jetzt, nachdem der Vorfall an die Öffentlichkeit gelangt ist, bestreitet er, je eine Zusage gemacht zu haben, und will Priem beim nächsten Treffen ausschließen. Unabhängig davon, daß sich dies vor zwei Tagen noch ganz anders anhörte, hätte Powierski spätestens am 9. April, dem ersten Zusammentreffen mit dem Faschisten, eine Entscheidung treffen müssen. , Diese Art der Jugendpolitik ist nicht nur blauäugig, sondern gefährlich. Denn selbst Projekte wie in der Pfarrstra-ße oder die „Wurzel“ in Marzahn, die von Sozialarbeitern betreut werden, erreichten das Gegenteil einer Integration. Ob ein Sozialarbeiter dabei ist, wenn ein Ausländer verprügelt wird, ist für die Betroffenen egal.

Hier soll nicht gegen Integrationsarbeit mit rechtsradikalen Jugendlichen geredet werden. Diese ist notwendiger denn je. Aber diese Jugendlichen müssen von ihren politisch und rhetorisch geschulten Führern getrennt werden. Und wenn Grenzen überschritten werden, wie an „Hitlers Geburtstag“, darf auch vor Verboten in der Jugendarbeit nicht zurückgeschreckt werden. Neonazis in Form von Gesprächen und Verhandlungen auch noch hoffähig zu machen, wie Powierski dies tat, schreit nach personellen Konsequenzen im Bezirksamt.

DIETER BETZ

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