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Der Anfang vom Ende

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Der 1. Mai 1929 - „Blutmai“ in Berlin. Das Ereignis wurde unzählige Male beschrieben, kaum denkbar, daß es da noch Neues geben könnte. Leon Schirmann, französischer Naturwissenschaftler, der sich seit seiner Pensionierung 1984 mit der Geschichte der Weimarer Republik beschäftigt, belehrt uns eines Besseren. Er durchforstete Archive in Ost und West und förderte Erstaunliches zutage. So vergleicht er den inneren Schriftverkehr der Behörden mit deren öffentlichen Verlautbarungen und entdeckt eine Unmenge gezielter Falschinformationen, die die Geschichtsschreibung bestimmten. Achtzehn „Maidichtungen“ findet er allein in der Rede des Innenmiiöst«r9iGr?esinsW;ieK preußischen Landtag,vom 13., Mai 1929. ? . -?jsAlsajB, fc, Mai lgSftdie^KPD trotz Verbots zur Demonstration aufrief und rund 200 000 Arbeiter ihrem

Leon Schirmann: Blutmai Berlin 1929. Dichtungen und Wahrheit. Dietz Verlag Berlin 1991. 362 S., Ln., 49,80 DM.

Appell folgten, schickte Berlins Polizeipräsident Zörgiebel (SPD) die „Schutzpolizei“ aus. Die blutige Bilanz ihres dreitägigen Wütens: 32 Tote, zumeist unbeteiligte Bürger, nur sechs der Opfer gehörten politischen Organisationen an. Die Polizei hatte keinen Toten zu beklagen. Schirmann weist nach, daß es keine „Straßen-“, keine „Barrikadenkämpfe“ und auch keine „Dachschützen“ gegeben hat. Dennoch wurden der Rote Frontkämpferbund und die „Rote Fahne“ verboten. Nach Schirmanns Auffassung i.markiert den Blutmai uden Beginn des sichtbaren-Aufstiegs der NS-Bewegung'A.und der endgültigen Spaltung der Linken.

Dr. MARIE-ANETTA BEYER

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