nd-aktuell.de / 15.06.1992 / Kommentare / Seite 2

REINER OSCHMANN

Wird jedoch der Verdienst nicht möglichst schnell erhöht, wandern jüngere und gut qualifizierte Mitarbeiter weiterhin zur Privatwirtschaft oder in die alten Länder ab. Zugleich sollen Hunderttausende Arbeitsplätze in allen Bereichen des östlichen öffentlichen Dienstes abgebaut werden. Umstrukturierung darf nicht Abwicklung hei-ßen. Deshalb die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag.

Die ÖTV ist in besonderer Pflicht. Nur mit Protestaktionen haben im vergangenen Jahr die ostdeutschen öffentlich Bediensteten die Anerkennung ihrer Lebensleistung erstritten. Doch bis heute, haben z.B. die Beschäftigten in Berlin keinen Pfennig mehr erhalten, weil die entsprechende Eingruppierung auch wegen der Überprüfung auf „besondere persönliche Systemnähe“ in der DDR-Vergangenheit noch nicht erfolgte.

Wird die Tarifeinigung vertagt, kann der Juni, ja der Sommer „heiß“ werden.