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Ghaddafi sitzt in der Zwickmühle

  • JÜRGEN DIETRICH, Kairo
  • Lesedauer: 2 Min.

Auch wenn der ägyptische Außenminister dieser Tage mehrfach den Eindruck zu wecken versuchte, daß die Dinge „im Fluß“ sind, gegenwärtig deutet in der Lockerbie-Affäre kaum etwas auf Entspannung. Der Sicherheitsrat hat, beinahe nebenbei, eine Verlängerung der seit Mitte April geltenden UNO-Sanktionen gegen Libyen verfügt und damit die Bitte aus Tripolis ignoriert, die Entscheidung um mindestens zwei Monate aufzuschieben. Die Libyer meinen, daß ihr Abschwören vom Terrorismus genug Entgegenkommen beweise, um das Luftverkehrs- und Waffenembargo zu lockern. Die UNO fordert jedoch auch die Auslieferung von sechs Bürgern libyscher Nationalität.

die beiden Verdächtigen „freiwillig“ dazu bereit sind, vor einem ausländischen Gericht auszusagen, werde niemand in Libyen sie daran zu hindern versuchen.

,, Ägypten hatte seit Ausbruch der Krise Vermittlung versucht, kommen doch der UNO-Generalsekretär und der Chef der Arabischen Liga vom Nil. Als neue Führungsmacht in der Region fühlen sich die Ägypter ganz besonders von Ghaddafi gekränkt. Vor allem nehmen ihm die meisten Araber das Katzund-Maus-Spiel mit der Liga übel. Hatte doch Ghaddafi zunächst signalisiert, zu einer Übergabe der beiden mutmaßlichen Attentäter an die Liga bereit zu sein, dann aber eine hochrangige Araberdelegation abblitzen lassen. Nicht zuletzt deshalb schlössen sich auch die arabischen Staaten, entgegen vorher geäußerter Skepsis, dem am 15. April in Kraft getretenen UNO-Embargo an.

Zum äußeren Druck und der interiiatiönalen Isolation kommen für Ghaddafi aber auch zunehmend innere Probleme, vor allem im Wirtschaftssektor. Der Revolutionsführer hat im eigenen Land viel Kredit verloren, und seine Rivalen wittern Morgenluft. Einige Beobachter meinen, daß er durchaus bereit wäre, der Affäre durch Auslieferung ein Ende zu setzen. Dem steht jedoch entgegen, daß die zwei mutmaßlichen Lockerbie-Attentäter dem libyschen Geheimdienstangehören, also „zuviel wissen“. Zum anderen gehört einer der beiden, el-Mikrahi, dem gleichen Stamm an wie Abdel Salam Jalloud. Jalloud, zweiter Mann in Libyen und Erzrivale von Ghaddafi, gilt als Vertreter der harten Linie.

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